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Überarbeitung: 3.03.2024

Meine Erzgebirge-Tour 2017

Mit dem Liegerad von der Loisach bis an die Elbe in Sachsen und zurück.

Vorwort

Die Fragestellung zu Beginn der Fahrradsaison 2017 lautete: kann ich als durchschnittlich trainierte Radfahrerin die über 1200 km lange Strecke von Oberbayern durch das Erzgebirge bis nach Dresden und wieder zurück in weniger als zwei Wochen schaffen?


Zuvor war ich schon sehr oft mit Auto, Bus oder Flugzeug von München nach Dresden gereist. Doch die gesamte Strecke mit dem Fahrrad zu fahren war wohl mehr als eine "verrückte" Idee. Auf Grund meiner Erfahrungen mit bisherigen Liegeradtouren wie z.B. in 2011 und 2012 sollte die Tour hin und zurück innerhalb von zwei Wochen schaffbar sein. Die Detailplanung war im Frühjahr 2017 fertig, so dass ich voller Optimismus auch bereits alle notwendigen Unterkünfte reservierte. Am 15. Juli 2017 ging es los.


Klicke auf die Bilder zum Vergrößern.

Die Etappen

Tag

Etappe von - bis

km

Anstiege / m

Fahrzeit Std.:Min.

Durchschnitt km/h

1

Home (Loisachtal) – Rohr in Niederbayern

159

450

8:05

19,5

2

Rohr in Niederbayern – Etzenricht (bei Weiden)

141

430

6:26

21,8

3

Etzenricht – Klingenthal (Erzgebirge)

115

1120

5:55

19,2

4

Klingenthal – Marienberg (Erzgebirge)

99

1570

5:42

16,8

5

Marienberg – Dresden (Elbe)

110

1220

5:47

18,6

6 - 8

Drei Tage "Urlaub vom Radfahren" in Dresden

0

0

0:00

0

9

Dresden – Zinnwald (Erzgebirge)

100

1300

5:40

17,1

10

Zinnwald – Oberwiesenthal (Erzgebirge)

98

1560

5:38

16,8

11

Oberwiesenthal – Windischeschenbach (Waldnaab)

128

1310

7:25

17,3

12

Windischeschenbach – Bad Abbach (Donau)

146

450

8:08

18,0

13

Bad Abbach – Marzling (Isar)

100

700

5:55

16,8

14

Marzling – Home (Loisachtal)

80

200

4:13

18,7


Summen:

1273

10260

68:42

18,5

Tag 1: Home (Loisachtal) – Rohr in Niederbayern

Routenverlauf: Home, Loisachtal, Wolfratshausen, Isartal, München, Freising, Moosburg a.d. Isar, Landshut, Rottenburg a.d. Laaber, Rohr in Niederbayern


Regenwetter – keine guten Startbedingungen für die Tour

Früh morgens beim Aufstehen regnete es. Mir ging durch den Kopf "die Tour fängt ja gut an". Doch bis ich abfahrbereit war hatte es aufgehört. Von Wolfratshausen bis Landhut auf dem Isar-Radweg. Nach etwa 2 Stunden komme ich planmäßig in München an. Ab hier wurde das Radfahren anstrengend, denn ich musste mir den Isar-Radweg mit Hundeleinen und chaotisch laufenden Joggern teilen.

(C) by C Redeker

Ab dem Münchner Norden 20 km weiter auf dem monotonen Isar-Radweg. Schotter, Gras und viele Pfützen verderben die Freude am Radfahren. Nach weiteren etwa 2 Stunden kam der Freisinger Domberg in Sicht. Ein blaues Loch am Himmel bot die Gelegenheit für ein erstes Foto. Ab Freising wurde der Isar-Radweg noch schlechter.

Moosburg: als Radfahrer behindert

In Moosburg führte der ausgeschilderte Radweg durch eine Unterführung unter der Landshuter Straße hindurch. Die Drängelgitter waren jedoch so eng, dass ich nur mit viel Mühe hindurch kam. Etwas weiter eine Baustelle, die Ausschilderung war so versteckt, dass ich erst einmal die Auffahrt zur Brücke über die Isar verpasste.

Es erwies sich wieder einmal als ein Fehler einen ausgeschilderten Radweg zu benutzen. Auf der Straße wäre ich schon 5 km weiter gewesen. Hinter Moosburg machte ich nach 6 Stunden Fahrt endlich eine kleine Pause.

Landshut: kein Durchkommen

Im weiteren Verlauf führte der Isar-Radweg kreuz und quer durch die Gegend, aber nicht an der Isar entlang. In Eching versperrte mir eine endlos lang erscheinende Hochzeitsgesellschaft die Straße, ich versuche einen anderen Weg zu fahren. Vergeblich, es war eine Sackgasse, also musste ich durch die Hochzeitsgesellschaft fahren, denn es lagen an dem Tag noch mindestens 60 km vor mir.

(C) by C Redeker

In Landshut war dann wirklich kein Durchkommen, denn es wurde die Landshuter Fürstenhochzeit gefeiert. Dies hatte ich bei meiner Planung nicht berücksichtigt! Die ursprünglich geplante Fahrt durch die Altstadt konnte ich vergessen. Ich musste mir einen anderen Weg durch das Verkehrschaos suchen.

Ab Landshut bis Rohr (in Niederbayern) auf kleinen Nebenstraßen mit heftigen Auf und Ab kam ich unter anderem durch Rottenburg (an der Laaber). Das reservierte Hotel Sixt lag in direkter Nähe zum Kloster. Mein Liegerad konnte ich in einer Garage abstellen. Mein Zimmer befand sich im neuen Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite und war modern eingerichtet. Ich hatte in der Nacht die Wahl zwischen offenen Fenster mit frischer Luft oder dem Lärm einer Hochzeitsfeier ...


Tagesbilanz: 159 km, Fahrzeit: etwa 8 Std., 450 Höhenmeter.

(C) by C Redeker

Tag 2: Rohr in Niederbayern – Etzenricht (bei Weiden)

Routenverlauf: Rohr in Niederbayern, Kehlheim, Donau, Regensburg, Naabtal, Kallmünz, Burglengenfeld, Schwandorf, Schwarzenfeld, Nabburg, Etzenricht (bei Weiden)


Unzumutbare Radwege und eine gesperrte Straße

(C) by C Redeker

Von Rohr aus etwa 6 km weit auf der gut ausgebauten und verkehrsarmen St2230 bis Bachl, wo ich die Autobahn A93 querte. Nach weiteren 7 km sah meine Planung vor, dem Fernradweg D11 zu folgen. Der D11 entpuppte sich jedoch als ein unzumutbarer Ackerweg, so dass ich es vorzog mit dem Liegerad lieber auf der Straße zu fahren. Aber 300 Meter weiter war die B16 für Radfahrer gesperrt. Ich fuhr auf gut Glück geradeaus weiter und kam sprichwörtlich „vom Regen in die Traufe“. Etwa 10 km weiter im Ort Saal (an der Donau) verpasste ich den Fernradweg D11 und damit bei Kehlheim auch die Brücke zum Donau-Radweg. Etwa 1 km weiter wurde auf einer Bahnbrücke in der Nähe des Teufelsfelsen der Weg so eng, dass mein Rückspiegel am Geländer kratzte. Es kamen mir zwei Radfahrer entgegen. Sie wundern sich, dass ich diesen Weg gewählt hatte.

Ein Fehler kommt selten alleine

(C) by C Redeker

Etwa eine halbe Stunde später erinnerte ich mich daran, dass ich in meiner Planung vorgesehen hatte kurz vor Bad Abbach die Donau zu überqueren. Was ich aber dabei nicht bedachte war, dass ich schon auf der richtigen Seite der Donau war! Deshalb wunderte ich mich über die Anweisungen des Navi, dass ich umkehren solle. Nach etwa 7 km war der Weg bei Matting zu Ende, so dass ich die Donau erneut überqueren musste, dieses Mal mit einer Fähre. Jetzt war ich endlich auf der geplanten Route. Das hätte ich auch einfacher haben können, wenn ich mir die Zeit genommen hätte einmal in die Karte zu sehen.

Doch ein Fehler kommt selten alleine. Ich erinnerte mich weiterhin, dass ich bei Regensburg die Donau über eine Eisenbahnbrücke queren musste. Jetzt war ich unter einer Eisenbahnbrücke, aber gemäß Navi soll ich weiter gerade aus weiterfahren. Ich traue dem Navi nicht und führ über die Eisenbahnbrücke auf die andere Seite der Donau. Dort konnte ich aber den Weg in das Naabtal nicht finden.

Jetzt reichte es mir! Ich entschloss mich endlich zu einer Pause um dabei in Ruhe in die Karte zu schauen. Dabei wurde mir klar, dass ich über die falsche Eisenbahnbrücke gefahren war. Die richtige Brücke war noch etwa 1 km weit entfernt. Ich war aber nicht der einzige, der sich hier verirrt hatte. Ich wurde während meiner Pause auch von anderen Radfahrern angesprochen, ob ich mich hier auskenne? Nicht wirklich.

Enttäuschender Naabtal-Radweg

Die ersten 3,5 km des Naabtal-Radweg führten auf einer wenig befahrenen Straße und es war recht angenehm zu fahren. Bei Etterzhausen wechselt der Radweg die Seite der Naab. Nach kurzer Strecke war der Radweg eine staubige Angelegenheit. Es waren auch viele andere Radfahrer und Fußgänger unterwegs, so dass ich nicht mit „meiner“ Geschwindigkeit vorwärts kam. Nach etwa 13 km war ich völlig genervt und entschloss mich lieber auf der St2165 zu fahren. Es war hier ohnehin wenig Verkehr. Nach etwa 4 km kam ich bei Kallmünz zu weit von meiner Route ab, denn ich wäre beinahe dem Tal der Vils anstatt der Naab gefolgt.

(C) by C Redeker

Kallmünz ist ein interessanter Ort, aber ich hatte noch 70 km vor mir. Etwa 1,5 km hinter Kallmünz führt die Straße am Eichenberg (sehenswerte Jurafelsen, Bild) vorbei.

Auf der weiteren Strecke kam ich relativ gut voran, doch die Landschaft war eintönig, von der Naab war so gut wie nie etwas zu sehen. Ich kam u.a. durch Burglengenfeld, Schwandorf, Schwarzenfeld und Nabburg.

Ich hätte mir vieles ersparen können

In Nabburg verläuft die ausgeschilderte Radroute hoch ins Zentrum, welches aber wegen Bauarbeiten gesperrt war. Dann eine Zwangspause vor einer geschlossenen Bahnschranke. Etwa 500 Meter weiter verpasste ich einen Steg über die Naab. Später habe ich in der Karte gesehen, dass ich mir das alles hätte ersparen können wenn ich nicht dem ausgeschilderten Radweg gefolgt wäre, sondern einfach der kürzesten Strecke gemäß Karte. So aber fuhr ich wegen des schlecht ausgeschilderten Abzweigs etwa 20 km auf einer Straße anstelle auf dem Naabtal Radweg. Aber ich ersparte mir so auch die chaotische Radwegführung im Bereich des Autobahnkreuz der A6-A93.

Bei Unterwildenau verpasste ich die Rückkehr zu meiner geplanten Route. Erst in Rothenstadt bemerkte ich, dass ich bereits 4 km vorher hätte abbiegen müssen um zu meiner Unterkunft in Etzenricht zu kommen. Auf einem asphaltierten Feldweg konnte ich eine Abkürzung fahren, so dass sich der Umweg in Grenzen hielt.

Das Gasthaus machte einen verschlafenen Eindruck

Das Gasthaus Riebel in Etzenricht machte bei meiner Ankunft einen recht verschlafenen Eindruck. Ich war am diesem Sonntag Nachmittag offensichtlich der zunächst einzige Gast. Ich konnte mein Liegerad in einer Garage neben Traktoren abstellen. Anschließend war eine große Apfelschorle das richtige um meinen Durst zu löschen. Das Zimmer war relativ klein aber ausreichend. Dagegen war das Bad schrecklich eng. Beim Abendessen saß ich alleine in der Gaststube, denn ich wollte Ruhe vor den Fliegen und Wespen draußen haben.


Tagesbilanz: 141 km, Fahrzeit: etwa 6½ Std., 420 Höhenmeter.

(C) by C Redeker

Tag 3: Etzenricht – Klingenthal (Erzgebirge)

Routenverlauf: Etzenricht, Weiden i.d. Oberpfalz, Waldnaabtal, Neustadt a.d. Waldnaab, Windischeschenbach, Mitterteich, Waldsassen, Cheb/Eger, Luby u Chebu, Wernitzgrün, Erlbach, Klingenthal


Über Serpentinen durch das Waldnaabtal

(C) by C Redeker

Beim Frühstück stellte ich erstaunt fest, dass außer mir doch viele Gäste da waren. Als ich mein Rad aus der Garage holte machte sich gerade auch ein anderer Radfahrer für die Weiterfahrt bereit.

Nach etwa 7,5 km erreichte ich das Zentrum von Weiden (Bild). Ich fuhr gemütlich mitten durch den Markt (Fußgängerzone). Nach dem Überqueren der Waldnaab kam ich erst einmal von meiner Route ab, weil ich wieder einmal nicht dem Navi, sondern der Ausschilderung folgte. Hinter Neustadt an der Waldnaab verlässt die Radroute das Naabtal. Es ging in Serpentinen etwa 60 m hoch nach Mühlberg, um dann 2 km weiter wieder hinunter in das Naabtal zu führen. Nach weiteren 5 km erreichte ich Windischeschenbach.

(C) by C Redeker

Etwa 15 km weiter führte meine Route 2 km weit durch einen Forst. Dort wurden Bäume gefällt. Ich hatte großes Glück, dass ich nicht wieder umkehren musste, denn die Forstarbeiter hatten den Weg nicht vollständig unpassierbar gemacht. 500 m weiter überquerte ich die Autobahn A93. Dabei erkannte ich, dass eine Straße parallel zur A93 die bessere Alternative für mich gewesen wäre. Ich hatte es mir für die Rückfahrt gemerkt.

Die Radrouten führten überall hin, nur nicht zu meinem Ziel

Im Zentrum von Mitterteich nutze ich die Gelegenheit für eine Mittagspause. In einer Metzgerei genehmigte ich mir eine Bratwurst mit Beilagen. Nach 20 Minuten ging es weiter. Die Route führte neben der B299 schnurgerade über einige Hügel bis Waldsassen. Von Waldsassen waren es weitere 5 km bis zur Grenze in die Tschechei. In Hundsbach, dem letzten Dorf vor der Grenze verfuhr ich mich wieder einmal. Die ausgeschilderten Radroute führten überall hin, aber ausgerechnet der Weg in die Tschechei war nicht ausgeschildert! Der Fall des eisernen Vorhangs hatte sich offensichtlich noch nicht bis hier herumgesprochen.

(C) by C Redeker

An der Grenze zu Tschechien endete der Radweg, so dass es u.a. wegen der vielen LKWs für mich als Radfahrer auf der Straße recht nervig wurde. Nach weiteren etwa 6 km erreiche ich Cheb (Eger). Ich folgte den Radrouten und kam somit nicht durch das Zentrum. Eigentlich schade, aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch etwa 50 km, sowie den Anstieg ins Erzgebirge vor mir.

(C) by C Redeker

Beifall für mich und mein Liegerad

Etwa 7 km weiter im Ort Treben sehen mich zwei Frauen mit meinem Liegerad. Sie winken und klatschen mir zu. Tschechische Autofahrer hupen deswegen auch. Aber anders wie in Deutschland freuen sich hier die Menschen über Radfahrer.

Die ersten Anstiege im Erzgebirge

Die nächsten etwa 20 km bis Luby u Chebu fuhr ich auf der kürzesten Route. Die Gegend war relativ einsam, die Straßen waren relativ schlecht, es fuhren hier aber so gut wie keine Autos. Ab Luby ging es bis zur Tschechisch-Deutschen Grenze nur aufwärts, wobei die Steigung mit zunächst 6% erträglich war.

(C) by C Redeker

Dann wieder hinunter nach Wernitzgrün, weiter nach Erlbach, von wo aus die Straße heftig anstieg. Auf einem kurzen Stück betrug die Steigung über 20%. Das Vorwärtskommen war selbst im kleinsten Gang nur mit „Schmerzen“ möglich. Ab der Passhöhe konnte ich das Rad einfach nur noch rollen lassen. Nach etwa 7 km kam ich an meinem Etappenziel in Klingenthal an.

Unterkunft war geschlossen

Die in Klingenthal reservierte Unterkunft lag direkt an meiner Route. Ich kam jedoch viel zu früh an. Sie war noch geschlossen und kein Mensch war zu sehen. In der Tür hing ein Zettel mit einer Telefonnummer, welche Gäste anrufen sollten. Ich fuhr erst einmal weiter in der Hoffnung ein Café zu finden. Ich fand jedoch keins in der Nähe. Es gab nur die üblichen Supermärkte. Dabei kam ich an den verwaisten Gebäuden einer ehemaligen Akkordeon-Fabrik vorbei.

Nach einer halben Stunde versuchte ich erneut mein Glück an der Unterkunft, zumal sich ein Regenschauer ankündigte. Es meldete sich eine Dame am Telefon die versprach, in 10 Minuten da zu sein. Sie kam auch sofort. Ich konnte mein Liegerad in einem Raum hinter der Eingangstür abstellen. Sie erklärte, dass die Gaststätte heute geschlossen sei, aber es käme jemand am nächsten Morgen, um mir das Frühstück vorzubereiten. Ich war die Nacht über alleine im Gasthaus. Sie gab mir noch den Tipp, zum Abendessen in das Zentrum von Klingenthal zu gehen.

Zum Abendessen nach Tschechien

(C) by C Redeker

Nachdem das Regenschauer durch war kam die Sonne wieder heraus. Ich hatte reichlich Hunger und machte mich auf die Suche nach einem Abendessen. Nach 1½ km Fußmarsch fand ich ein Restaurant im Zentrum von Klingenthal. Doch ich hatte mich zu früh gefreut, vor der Tür stand eine Tafel mit „Nur für Gäste mit Reservierung“. Super!

Also musste ich weiter suchen. Vom Kreisverkehr in der Ortsmitte von Klingenthal aus konnte ich zum Grenzübergang in die Tschechei sehen. Dort sah ich die Werbetafel eines Tschechischen Restaurants. Ich hatte inzwischen schmerzenden Hunger und ging über die grüne Grenze nach Tschechien. Nach etwa 300 m kam ich an einem Restaurant an. Auf der Terrasse saßen bereits etwa 20 Personen. Mir dämmerte es, warum es in Klingenthal kein geöffnetes Gasthaus mehr gab. Ich bezahlte für ein Steak mit Beilagen, Getränken und einen Eisbecher nur etwa 15 Euro, also etwa die Hälfte wie auf der Deutschen Seite.


Tagesbilanz: 115 km, Fahrzeit: etwa 6 Std., 1120 Höhenmeter.

(C) by C Redeker

Tag 4: Klingenthal - Marienberg (Erzgebirge)

Routenverlauf: Klingenthal, Zwickauer Mulde, Eibenstock, Schwarzwassertal, Schwarzenberg im Erzgebirge, Annaberg, Preßnitztal, Marienberg


(C) by C Redeker

Zum warm fahren erst einmal eine ½ Stunde lang nur aufwärts

Am Morgen war im Gasthaus tatsächlich ein Frühstücksbuffet für mich alleine hergerichtet.

Es hatte in der Nacht wieder geregnet. Es war dunstig und die Straßen waren feucht. Von Klingenthal aus ging es zunächst ½ Stunde lang mit etwa 6% 300 m hoch zur Passhöhe Mühlleithen (860 m). Von hier aus konnte ich das Liegerad auf der B283 bis Schönheide an der Zwickauer Mulde eine ¾ Stunde lang einfach nur rollen lassen. Vom Tal der Zwickauer Mulde wieder 100 Meter hoch nach Eibenstock. Ab Eibenstock führte die Radroute in einem Waldgebiet mit bis zu 10% Gefälle abwärts hinunter in das Tal der Zwickauer Mulde bei Blauenthal.

(C) by C Redeker

Ab hier etwa 6 km weit auf dem Muldetal-Radweg, welcher auf einer ehemaligen Bahntrasse im Tal der Zwickauer Mulde verläuft. Hier waren auch etliche andere Radfahrer unterwegs.

Trampelpfad mit quer liegendem Baum

Nach 6 km hatte das Vergnügen auf der Bahntrasse zu fahren ein Ende. Der Muldetal-Radweg führte ab hier durch einen Tunnel nach Aue, aber mein Routebverlauf sah jetzt eine sportliche Einlage vor. Es ging 1 km weit mit 7,5% Steigung hoch nach Kirchberg, um dann wieder 200 m hinunter nach Lauter zu rollen. Im Tal der Schwarzwasser weiter an Schwarzenberg vorbei bis Langenberg und dann weiter bis Scheibenberg.

(C) by C Redeker

Ab Scheibenberg brachte mich der ausgeschilderte Radweg SäM zur Verzweiflung. Der Weg führte durch ein Waldstück und war nur ein schlammiger Trampelpfad. Als dann auch noch ein Baum quer darüber lag, kehrte ich lieber um. Ich musste auf der Bundesstraße B101 fahren. Dieser Umweg kostete mir etwa eine halbe Stunde. Ab Schlettau konnte ich wieder auf dem ausgeschilderten Radweg SäM fahren, wobei es zunächst wieder einmal mit 11% aufwärts ging.

(C) by C Redeker

Unnötige Anstiege

Ich wurde mir langsam bewusst, dass der Radweg SäM ganz offensichtlich so angelegt war, um mögichst viele Höhenmeter zu sammeln.

Nach etwa 5 km seit Scheibenberg war ich wieder unten in einem Tal. Vom Tal der Sehma konnte ich nach Annaberg hinauf schauen. Weitere 150 Höhenmeter warteten auf mich. Oben in Annaberg angekommen, zeigte das Thermometer 30°C. Ich parkte mein Liegerad auf dem Markt vor einem Café. Nach einer kleinen Pause mit einem Eiscafé hatte ich mein moralisches Tief überwunden, um weiter dem ausgeschilderten Radweg SäM zu folgen. In Annaberg selbst erst einmal weitere 90 Meter Anstieg. Ich hatte es mir ja selbst so ausgesucht ...

„Radfahrer absteigen“

(C) by C Redeker

Danach führte die Radroute 200 m steil abwärts in das Tal des Pöhlbach. Ein schlechter Witz: der Radweg war mit dem Schild „Radfahrer absteigen“ ausgeschildert. Auf Kopfsteinpflaster ging es mit bis zu 20% abwärts. Für mich war es mit dem Liegerad kein Problem. Im Gegenteil, schiebend hätte ich das Liegerad nicht bremsen können.

Keine Frage, dass es auf der anderen Seite des Tals wieder entsprechend steil aufwärts ging. Der ausgeschilderte Radweg war mir jedoch bei 30°C und einer Steigung von über 10% zu steil. Ich machte lieber einen kleinen Umweg über eine weniger steile Straße, auch wenn dies entgegen der Einbahnregelung war. Es herrschte hier ohnehin kein Verkehr.

Es reichte mir

Nach weiteren 12 km seit Annaberg war ich im Tal der Preßnitz. Jetzt lag der letzte Anstieg des Tages vor mir. Der war schon allein wegen des starken Verkehrs nervig. Auf etwa 4 km ging es mit durchschnittlich 5,5% etwa 200 Meter hoch bis oberhalb von Großrückerswalde. Es reichte mir nach den bisher erstiegenen 1500 Höhenmetern an diesem Tag! Endlich war ich oben, nur noch 2,5 km bis nach Marienberg hinunter rollen.

Wo ist der Eingang zum Hotel?

Mein Navi zeigte mir zwar an wo sich das gebuchte Hotel befand, aber wegen einer Baustelle konnte ich keinen Weg zum Eingang finden. Nach einer Extrarunde um den Block hatte ich den Nebeneingang gefunden. Eine wirklich freundliche Bedienung empfing mich. Ich durfte mein Liegerad in einem Gang abstellen. Nach einer großen Apfelschorle ging es mir sofort deutlich besser. Das Hotel „Weißes Roß“ in Marienberg erwies sich als eine der besten Hotels während meiner gesamten Tour.


Tagesbilanz: 99 km, Fahrzeit: etwa 5¾ Std., 1570 Höhenmeter.

(C) by C Redeker

Tag 5: Marienberg – Dresden

Routenverlauf: Marienberg, Grüntal, Flöhatal, Neuhausen, Holzhau, Zinnwald, Geising, Muglitztal, Glashütte, Mühlbach, Maxen, Lockwitz (Dresden)


Ein riesiges Frühstücksbuffet war mehr oder weniger für mich alleine da.

Der Tag begann gut. Ein riesiges Frühstücksbuffet für mich ganz alleine im Hotel.

Nach etwa 3 km fuhr ich durch den Ort "Gebirge", es sind hier aber nur etwa 30 m zu ersteigen. Anschließend wieder 60 m abwärts mit bis zu 10%, dann wieder ein 2 km langer Anstieg mit 8%.

Ewig langes Waldgebiet

(C) by C Redeker

Die Route führte 1 Stunde lang durch ein fast menschenleeres Waldgebiet. Dabei ging es die letzten 6 km auf einer asphaltierten Forststraße schier endlos lang in das Flöha-Tal hinunter. So macht Radfahrern Spaß! Bei Olbernhau war der Spaß erst einmal zu ende. Ab hier etwa 10 km im Flöha-Tal auf der S211, es war jedoch kaum Verkehr.

Ein Fehler dem Radweg zu folgen

In Neuhausen mache ich den Fehler dem Radweg "SäM" zu folgen. Mangels Ausschilderung konnte ich zunächst den Abzweig nicht finden. Nach etwa 1 km war ich wieder auf der Straße S211. Wo geht es weiter? Nach einiger Suche fand ich endlich den richtigen Weg, aber in der Karte sah ich, dass es völlig egal war, welche Straße ich fahren würde um zum Ziel zu kommen. Die ausgeschilderte Radroute war selbstverständlich die schwierigste. Sie führte mit einer 8% Steigung über den höchsten Punkt weit und breit. Zu allem Überfluss war die Straße nach 2 km wegen einer Baustelle gesperrt. Super!

(C) by C Redeker

Die Bauarbeiter hatten glücklicherweise die Baugrube bereits wieder so weit aufgefüllt, dass ich durch die Baustelle fahren durfte. Wäre ich auf der Straße geblieben, dann hätte ich viel Zeit gespart.

Ein paar Verluste gibt es immer

Hinter Cämmerswalde machte ich eine Fotopause. Dabei stellte ich mit Schrecken fest, dass einer meiner beiden Spanngummis für die Befestigung des Gepäcks fehlte. Mein Helm baumelte am verbliebenen Spanngummi. Glücklicherweise hatte ich nichts weiteres verloren.

(C) by C Redeker

Verfahren!

Meine Route führte jetzt über eine Forststraße 3,5 km weit Schnur-geradeaus. Am Ende des Forst oberhalb von Holzhau folge ich zunächst der asphaltierten Straße anstatt das Navi zu beachten. Nach etwa 5 Minuten bemerkte ich meinen Fehler. Ich musste etwa 1 km zurück fahren, um wieder auf meine Route zu kommen.

Die ersten Vorboten aus Dresden

Ein paar Minuten später entschloss ich mich zu einer Rastpause. Dabei kamen zwei Wanderer des Weges. Sie wunderten sich über mein Liegerad und noch mehr über meine Tour. Im Verlauf des Gespräches erzählte ich, dass mein Tagesziel Dresden sei. Welch ein Zufall, die beiden kamen aus Dresden. Wir hatten uns viel zu erzählen.

Kettensalat

(C) by C Redeker

Die weitere Route folgte für 8 km der Deutsch-Tschechischen Grenze. Bei Rehefeld-Zaunhaus begann der letzte Anstieg dieser Etappe im Erzgebirge. Ich musste mit dem kleinsten Kettenblatt fahren, so dass die Kette keine ausreichende Spannung hatte. Als ich wegen eines Fotos anhielt und dabei ein paar Zentimeter zurück rollte, hatte ich den perfekten "Kettensalat". Die Kette war vom Kettenblatt gesprungen. Jetzt nur keinen Fehler machen, denn sonst wäre die Tour nur 50 km vor dem Ziel zu Ende! 10 Minuten später konnte ich mit schwarzen Fingern wieder weiterfahren.

Wer langsam geht kommt schneller zum Ziel ...

Zwei Kilometer weiter gabelte sich der Weg in drei Wege auf. Es war nicht ersichtlich, welcher der richtige Abzweig zu meiner Route war. Ich entschloss mich für den mittleren. Kurze Zeit später reklamierte das Navi, dass ich nicht mehr auf der Route sei. Ich korrigierte an der nächsten Wegkreuzung meine Richtung. Dort überholte ich einen Wanderer, den ich bereits vor 10 Minuten schon einmal überholt hatte. Wer langsam geht kommt schneller zum Ziel ...

Eine Stunde lang nur bergab

Vor dem höchsten Punkt dieser Etappe (in der Nähe vom Kahleberg, 905 m) stieg der Weg noch einmal auf einer Länge von 500 m mit 10% an. Dann 2 km weit schnurgeradeaus, bis Zinnwald in Sicht kam. Geschafft! Ab jetzt ging es (fast) nur noch bergab.

(C) by C Redeker

Von Zinnwald (800 m) fuhr ich etwa 30 km lang im Muglitztal hinunter. Das Gefälle betrug bis Geising (600 m) etwa 6%, so dass ständiges Bremsen notwendig war um das schwer beladene Liegerad unter Kontrolle zu behalten. Im unteren Teil betrug das Gefälle noch etwa 1,3%. Das Liegerad rollte ohne Anstrengung mit etwa 30 km/h dahin.

Ich war viel zu schnell

In Niederschlottwitz, also nur noch etwa 15 km vor meinem Ziel bemerkte ich, dass ich noch viel Zeit hatte um nicht zu früh in Dresden anzukommen. Also eine gute Gelegenheit für eine Pause mit Kaffee und Kuchen.

Bei der Weiterfahrt rollte das Liegerad weiterhin so gut, dass ich in Mühlbach den Abzweig nach Maxen verpasse. Ich fuhr im Muglitztal 2 km weiter bis zum nächsten Abzweig in Richtung Maxen. Nur etwa 2 km weiter wäre ich kurz vor Dohna am bekannten Schloss Weesenstein gewesen, aber das war nicht mein Ziel.

Traktorfahrer mit Hitzeschaden oder was?

Ich fuhr auf einer schmalen Straße in Tal der Winterleite hoch nach Maxen. Die Steigung betrug auf der 2,5 km langen Strecke etwa 6%, so dass ich nicht besonders schnell fahren konnte. Irgendwann dann hinter mir ein riesiger überbreiter Traktor. Wegen der Leitplanke links und der steilen Böschung rechts hatte ich keine Möglichkeit zum Ausweichen, um den Traktor vorbei fahren zu lassen. Trotzdem veranstaltete der Fahrer ein idiotisches Theater hinter mir. Das Thermometer meines Radcomputer zeigte 33°C an. Hatte der Traktorfahrer bereits einen Hitzeschaden?

Herzliche Begrüßung

(C) by C Redeker

Um 15:30 Uhr kam ich an der Pension am Märchenbrunnen in Dresden an. Es folgte eine äußerst herzliche Begrüßung durch die Wirtin. Sie hatte mich gleich wiedererkannt, obwohl sie mich bisher nur als Claudia, aber nicht als "verrückten" Liegeradfahrer kannte. Anhand der herzlichen Gastfreundschaft spürte ich, dass ich wieder bei Freunden war. Am Abend ging ich - bei immer noch etwa 30 Grad - zu Fuß zum Abendessen in einem etwa 1,5 km entfernten Biergarten. Mein Liegerad hatte erst einmal Pause.


Tagesbilanz: 110 km, Fahrzeit: etwa 5 ¾ Std., 1220 Höhenmeter.

(C) by C Redeker

Tag 6 – 8: Dresden

(C) by C Redeker

Eine Feier zur Halbzeit meiner "verrückten" Tour

Während dieser drei Tage rührte ich das Liegerad nicht an und benutzte stattdessen die Dresdner Busse und Straßenbahnen.

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Ich konnte in der Pension am Märchenbrunnen das gesunde Frühstück unter freiem Himmel genießen und abends im Biergarten sitzen. Dabei feierte ich mit meinen Dresdner Freund:innen ein Wiedersehen, sowie die erfolgreiche Halbzeit meiner "verrückten" Tour.

So hätte ich es auch noch länger in Dresden ausgehalten.

Ende des guten Wetter

Am letzten Tag in Dresden unternahm ich mit einem befreundeten Paar eine Einkaufstour im Dresdner Zentrum. Ich konnte nicht widerstehen, mir ein Kleid aus roter Spitze zu kaufen, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie ich es per Liegerad mit nach Hause nehmen könnte. Wir waren gerade zurück von der Stadtrundfahrt mit einem Doppeldeckerbus, als ein heftiges Unwetter aufzog und wir uns gerade noch rechtzeitig in ein Restaurant flüchten konnten, um das überfällige Mittagessen nachzuholen. Damit war der Tag gelaufen. Das schöne Wetter war erst einmal vorbei.

Ich hatte mein Liegerad an der Pension abgestellt und es mit einer dünnen Folie zugedeckt. Der mit dem Unwetter einhergehende Sturm hatte die Folie weggeblasen, so dass die Sitzschale des Liegerads zur Badewanne wurde.

Tag 9: Dresden - Zinnwald (Erzgebirge)

Routenverlauf: Lockwitz (Dresden), Heidenau, Elbe-Radweg, Prirna, Königstein, Schöna, Böhmisches Tor, Magistrale (Tschechischer Radweg 23), Tisa, Petrovice, Zinnwald


Großer Bahnhof bei meiner Abfahrt

Beim Frühstück unter freiem Himmel fielen bereits die ersten Regentropfen. Bei meiner Abfahrt wurde ich von einem „großem Bahnhof“ vor der Pension am Märchenbrunnen verabschiedet. Ich zog mir vorsichtshalber gleich die Regenjacke über. Nach 2 km Fahrt musste ich mir auch noch die Regenhose überziehen.

Mein erster Etappenabschnitt führte über den Elberadweg in Richtung Tschechien. Kurz vor Pirna wurde es mir zu warm unter den Regenklamotten. Ich hielt an einem überdachten Fahrrad-Rastplatz an und zog eine Lage Kleidung aus. 18 km weiter, in der Nähe von Königstein kam die Sonne kurz durch. Es wurde mir erneut zu warm, so dass ich meine Regensachen ganz auszog.

(C) by C Redeker

Abgesperrter Elbe-Radweg bei Königstein

2 km hinter Königstein war der Elbe-Radweg ohne jegliche Vorwarnung plötzlich gesperrt (Bild). Ich musste zurück fahren und die vielbefahrene Straße B172 benutzen. Für Radfahrende der Horror! Später erfuhr ich, dass man am Elbe-Radweg irgendwelches altes Zeug gefunden hatte, welches schon seit ewiger Zeit in der Erde lag. Aber jetzt musste deswegen die Sicherheit der Radfahrenden auf Spiel gesetzt werden. Einfach Idiotisch!

Ab Bad Schandau konnte ich wieder auf dem Elbe-Radweg fahren. Nach weiteren 7 km auf dem Elbe-Radweg führte meine Route durch den Hirschgrund hoch nach Schöna. Es ging dort mit etwa 8% aufwärts. Ausgerechnet dort erwischte mich ein Platzregen. Ich konnte gar nicht schnell genug meine Regensachen wieder anziehen ohne geduscht zu werden. Zu allem Unglück setzte ausgerechnet hier der Pedelec-Motor meines Liegerads immer wieder aus. Der Technik gefiel das Wetter offensichtlich auch nicht?

(C) by C Redeker

Umdrehen und Aufgeben?

Nach 8 km und einem Anstieg von etwa 300 m kam ich am Böhmischen Tor an, die Grenze zur Tschechei (Bild). Der bisher gut befahrbare Forstweg wandelte sich ab hier in eine fast unpassierbare Schlammrille. Ich schaute in die Karte, es war aber weit und breit keine alternative Route erkennbar.

Alle meine Sachen waren bereits vom Regen durchfeuchtet. Ich zweifelte, ob es überhaupt einen Sinn machte unter diesen Bedingungen weiter zu fahren, ohne damit meine Gesundheit zu gefährden. Sollte ich besser umkehren, die Radtour abbrechen und die Rückfahrt mit einem Mietwagen antreten? Nach 10 Minuten Bedenkzeit entschloss ich mich trotz aller Widrigkeiten weiter zu fahren. Es war zunächst recht sumpfig, nur nicht steckenbleiben, denn das würde mehr als nur nasse Füße bedeuten.

Stimmung an einem nie dagewesenen Tiefpunkt

Nach etwa 200 Metern wurde der Pfad total eng und die Schräglage des Liegerads bedenklich. Irgendwann konnte ich wegen des schweren Gepäcks das Umkippen des Liegerads nicht mehr verhindern. Ich lag voll im Schlamm! Es passierte mir sonst nichts weiter schlimmeres und alles war ohnehin bereits nass. Aber meine Stimmung war jetzt an einem nie dagewesenen Tiefpunkt! Umdrehen war in dieser Enge auch nicht möglich - also weiter! Endlich - nach etwa 500 Metern mündete der Horror-Pfad in einem befestigten Forstweg. Ich konnte aufatmen - die Tour war gerettet!

(C) by C Redeker

Auf der Magistrale

Nach etwa 5 km kam ich auf die Magistrale, dem Tschechischen Radweg 23. Er führt hier vorwiegend auf asphaltierten Straßen. Der Regen hatte glücklicherweise aufgehört. Etwa 1½ Stunden später kam ich bei Tisa durch ein sehenswertes Gebiet (Tyssaer Wände , tschechisch Tiské stěny). Überall waren viele merkwürdige Felsen und es waren viele Wanderer unterwegs. Ein Ort den ich mir für einen späteren Wander-Urlaub gemerkt hatte.

Etwa 20 km weiter kam das bekannte Mückentürmchen in Sicht. Die Straße war jedoch wegen eines Autorennen gesperrt! Ich ignorierte die Sperrung. Der Parkplatz am Abzweig zum Mückentürmchen war voll mit stinkenden Autos. Ich folgte den Wegweisern des Radweg 23. Eine halbe Stunde später - es war inzwischen schon nach 17 Uhr - warteten die letzten 100 Meter Anstieg dieser Tagesetappen auf mich, bevor ich hinunter nach Zinnwald rollen konnte.

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Eine merkwürdige Unterkunft

Dank Navi fand ich die reservierte Unterkunft „Zinnwaldstübl“ sofort. Sie lag keine 200 Meter weit entfernt von der Grenze. Sie machte einen recht verlassenen Eindruck. An der Eingangstür war ein Hinweis, dass die Gastwirtschaft geschlossen sei. Super! Die Klingel schien nicht zu funktionieren. Ich ging um das Gebäude und schaute durch ein Fenster in die Gaststube. Es saßen Leute drin, also war doch nicht geschlossen. Zurück an der Eingangstür entdecke ich einen zweiten provisorisch montierten Klingelknopf. Ich läutete. Nach einer Weile kam eine Frau, die mich mit einen Tschechischem Akzent begrüßte. Sie zeigte mir auf der anderen Seite des Gebäudes einen Abstellplatz für mein Liegerad. Meine Stimmung verbesserte sich wieder.

Wie vor 40 Jahren

Über eine knarzende Treppe ging es hoch zu meinem Zimmer. So musste es hier auch bereits vor 40 Jahren schon ausgesehen haben! Das Bad war schrecklich eng und die Ausstattung spartanisch. Aber ich konnte duschen! Anschließend ging ich hinunter in die Gaststube. Eine Familie spielte lautstark mit Karten. Die Wirtin war offensichtlich für alles zuständig. Sie bediente die Gäste und bereitete nebenan in der Küche das Essen. Die Auswahl in der Speisekarte war nicht besonders groß. Aber das Schnitzel mit Bratkartoffeln war sehr gut und gerade richtig für meinen Hunger.


Tagesbilanz: 100 km, Fahrzeit: etwa 5 ¾ Std., 1300 Höhenmeter.

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Tag 10: Zinnwald – Oberwiesenthal (Erzgebirge)

Routenverlauf: Zinnwald, Magistrale (Tschechischer Radweg 23), Deutschneudorf, Kalek, Medenec, Oberwiesenthal


Es waren am Vorabend nach mir noch weitere Gäste angekommen, denn es waren am Morgen viele Tische belegt. Das Frühstücksbuffet war den Umständen entsprechend gut.

Ein großer Bahnhof bei der Abfahrt

Bei der Abreise bekam ich eine handschriftliche Rechnung. Als ich mit dem Liegerad bereit zur Abfahrt war kam die Wirtin aus dem Gebäude und bat mich, dass sie ein Foto von meinem Liegerad machen dürfe. Warum nicht? Auch die anderen Gäste standen inzwischen um mich herum und bestaunten mein Liegerad.

Weiter auf der Magistrale

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Von der Unterkunft aus fuhr ich erst einmal 50 Meter hoch zum Radweg 23. Die Ausschilderung und die Anzeige des Navi war so verwirrend, dass ich einige Minuten benötigte um den richtigen Abzweig zu finden. Etwa 7 km weiter hatte ich eine tolle Aussicht hinunter ins Böhmische.

Endlos langer Holzzaun

(C) by C Redeker

Nach weiteren 12 km war rechts des Weges ein endlos langer Holzzaun. Eine halbe Stunde später fuhr ich immer noch am gleichen Zaum entlang. Dann auf der linken Seite des Weges ein Stausee. Die Gelegenheit für ein Selfi. Den Zaun konnte ich dazu als Stativ verwenden.

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Dann versperrte mir eine Schranke den Weg. Aber ich konnte mit dem Liegerad einfach unter der Schranke hindurch fahren. Zuvor hatte ich einige Arbeiter passiert, welche die Schlaglöcher ausbesserten. Etwa 5 km weiter - rechts war immer noch der Zaun - bog ich auf eine Radstraße ab, es war eine Abkürzung zum Radweg 23. Auf dieser etwa 4 km langen Radstraße kamen mir ungewöhnlich viele Radfahrer entgegen. Beim Fahren auf dieser Strecke kam jedoch keine Freude auf, weil mich alle paar hundert Meter eine tiefe Querrille zu einer Vollbremsung zwang.

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Ständiges Auf und Ab

Ab Deutschneudorf führte der Radweg 23 auf einem unbefestigten Weg mit vielen Schlammlöchern. Etwas später wartete dann der größte Anstieg dieser Etappe auf mich. Auf 3½ km ging es mit 6½% aufwärts, um dann wieder genau so steil hinunter zu führen. Auf den folgenden 30 km weiter einsame Forstwege mit einem ständiges Auf und Ab. Dann ein Regenschauer. Sollte ich es unter Bäumen abwarten oder lohnte sich das Anziehen der Regenhose war die Frage. Bis kurz vor meinem Ziel Oberwiesenthal waren noch einmal 300 Höhenmeter zu ersteigen. Der Regen hatte jedoch keine Gnade mit mir.

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Erst nach einer Volldusche in's Hotel

Nach der langen Etappe hatte ich mich auf eine schöne Unterkunft in Oberwiesenthal gefreut. Genau bei Ankunft vor den Rathaushotels ging ein Platzregen herunter und weit und breit befand sich keine Gelegenheit zum Unterstellen. Klatschnass ging ich in die Rezeption. Hier hatten andere Gäste alle Zeit der Welt und mein Liegerad stand weiterhin im strömenden Regen auf der Straße. Endlich war ich dran. Ich bekam einen Zimmerschlüssel mit dem Hinweis, dass mein Zimmer im „gelben Haus“ sei. Also wieder raus in den Regen und das „gelbe Haus“ suchen. Ich konnte aber kein postgelbes Haus entdecken, denn es gab mehrere Gebäude deren Farbe einen Gelbton hatten. Wieder rein in die Rezeption: „Bitte zeigen sie mir das gelbe Haus“. Es war gegenüber vom Markt. Durch einen Seiteneingang gelangte ich in den Skiraum, er war groß genug um mein Liegerad einzustellen. Aber wie sollte ich das Liegerad durch zwei Türen bekommen, die immer wieder sofort zufielen? Irgendwie und völlig entnervt habe ich es dann doch geschafft. Das Zimmer war klein, aber es hatte eine akzeptable Ausstattung.

Sinnlose Gästekarte

Beim Check-In erhielt ich eine Gästekarte und wurde mit einer Kurtaxe abgezockt. Ich wollte doch nur einmal übernachten und keine Kur machen! Echt super! Mit der Gästekarte hätte ich in einigen Restaurants ein Schnäpschen bekommen. Aber ich wollte nicht zur Alkoholikerin werden! Ich vermute, dass man Oberwiesenthal nur im Rausch ertragen kann?

Wo bin ich ich hier?

Ich hatte bei der Reservierung auch Halbpension gebucht. Um zum Restaurant des Hotels zu kommen musste ich von meinem Zimmer im „gelben Haus“ wieder durch den Regen auf die andere Seite des Marktes. An der Rezeption erhielt ich die Auskunft, dass das Abendessen in zwei Schichten serviert würde. Meine Abendessen-Schicht hätte bereits begonnen. Eh - wo bin ich ich hier? Am Eingang des Restaurants wurde ich abgefangen. Ein Tisch wurde mir nach Angabe meiner Zimmernummer zugeteilt. An dem Tisch saß bereits eine Familie.

Ich wartete auf die Bedienung um wie üblich Getränke zu bestellen. Jedoch vergeblich! Ich erfuhr von den Tischnachbarn, dass man sich die Getränke selber aus dem Automaten (!) holen müsse. Bier usw. gab es an der Bar. Dort wurde ich belehrt, dass die Getränke nur dann kostenlos sind, wenn man ein Armband hat! Warum hatte ich keins? Der Preis für die Unterkunft mit Halbpension war keinesfalls ein Schnäppchen.

Damit nicht genug. Als ich mir am Buffet mein Essen holen wollte, war dies schon so gut wie abgeräumt. Ich tröstete mich: "Heute kein Fleisch, vegan ist ohnehin viel gesünder ..."


Tagesbilanz: 98 km, Fahrzeit: etwa 5 ¾ Std., 1560 Höhenmeter.

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Tag 11: Oberwiesenthal – Windischeschenbach (Oberpfalz)

Routenverlauf: Oberwiesenthal, Magistrale (Tschechischer Radweg 23), Horni Blatná, Kraslice, Luby u Chebu, Cheb/Eger, Waldsassen, Mitterteich, Windischeschenbach


Am Morgen blieb mir der Spaziergang über den Markt zum Frühstück erspart, denn es gab auch im „gelben Haus“ ein Frühstücksbuffet. Aber es war zum Aus-Checken eine Extrarunde mit dem Liegerad um dem Markt notwendig. In Anbetracht der Rechnung blieb mir erst einmal die Luft weg. Ich war mir jetzt sicher: Den puren Wahnsinn erlebt man in Oberwiesenthal! Jetzt wollte ich nur noch ganz schnell hier weg, bevor ich wohlmöglich auch noch Straßenbenutzungsgebühren zahlen muss.

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Zurück auf den Tschechischem Radweg 23

Zunächst von Oberwiesenthal aus 100 Meter hoch zum Tschechischem Radweg 23. Es begann zu nieseln, so dass die Regenklamotten für die nächsten 3 Stunden notwendig waren.

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Der Radweg 23 verlief meistens auf kleinen Nebenstraßen. Nicht nur wegen des bescheidenen Wetters habe oft Kilometerweit keine Menschen gesehen. Vor Kraslice ging es 11 km lang in einem Stück nur bergab. Dabei waren fast 400 Höhenmeter abzurollen. Aber weil der Straßenzustand so schlecht war, kam es mir endlos lange vor. Auf der andern Seite von Kraslice ging es wieder entsprechend bergauf. Es sollte jedoch auch der letzte Anstieg im Erzgebirge sein. Ab Luby habe ich den Radweg 23 verlassen um wie bereits bei der Hinfahrt die gleiche und kürzere Strecke bis Cheb/Eger zu fahren.

Die Strecke von Cheb über Waldsassen bis Mitterteich (etwa 19 km) kannte ich ebenfalls bereits von der Hinfahrt. Nur dieses Mal kam sie mir schier endlos vor.

Nach über 120 km kam ich etwa 17:30 Uhr am reservierten Hotel in Windischeschenbach an. Der Wirt hatte meine Ankunft schon beobachtet, so dass ich wegen eines Stellplatz für das Liegerad nicht mehr fragen musste. Das Hotel hatte schon einmal bessere Tage gesehen. Mit Mühe und Not konnte ich im Zimmer eine Steckdose zum Laden des Handys usw. finden. Das Bad entsprach dem Stil von vor vielleicht 30 Jahren. Das Essen im Restaurant war jedoch gut, denn die Chefin kochte selbst.


Tagesbilanz: 122 km, Fahrzeit: etwa 7 Std., 1140 Höhenmeter.

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Tag 12: Windischeschenbach - Bad Abbach (Donau)

Routenverlauf: Windischeschenbach, Waldnaabtal, Neustadt a.d. Waldnaab, Weiden i.d. Oberpfalz, Naabtal, Naabburg, Schwarzenfeld, Schwandorf, Burglengenfeld, Kallmünz, Regensburg, Donau, Bad Abbach, Lengfeld


Ich war der einzige Gast beim Frühstück. Beim bezahlen meiner Rechnung musste ich mir anhören, dass das Bargeldlose Zahlen nicht erwünscht sei ... die Gebühren ..., es ging dann aber doch.

Ab Windischeschenbach fuhr die gleiche Strecke wie bei der Hinfahrt, jedoch möglichst unter Vermeidung von Umwegen. Doch zwischen Schwandorf und Burglengenfeld verpasse ich einen Abzweig mit der Folge, dass ich auf der „falschen“ Seite der Naab fuhr, weshalb ich etwa 3 km Umweg in Kauf nehmen musste.

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Drecks-Radweg

Es war bisher seit dem Morgen trocken. In Kallmünz entschließe ich mich zu einer Pause mit Kaffee und Kuchen. Genau in dem Moment, an dem ich meinen Kaffee bekomme geht ohne Vorwarnung ein Platzregen los. Mein Liegerad stand auf der Straße voll im Regen. Nach der Kaffeepause sah es nicht so aus, dass der Regen kurzfristig aufhören würde. Ich fuhr im Regen weiter und machte wieder einmal den Fehler, einem ausgeschilderten Radweg zu folgen. Nach den etwa 4 km sah mein Liegerad so aus, als wenn jemand einen Kübel Mörtel darüber gekippt hätte. Bei der nächst besten Gelegenheit verließ ich den Naabtal-Radweg und fuhr auf der Straße weiter. Der Regen lies jetzt nach, so dass mein Liegerad nicht das kleinste Bisschen „gewaschen“ wurde.

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Motorradfahrer auf dem Radweg

An der Mündung der Naab in die Donau fuhr ich zunächst an der Auffahrt zur Eisenbahnbrücke vorbei. Der Weg über die Donaubrücke war eindeutig als Fuß- und Radweg ausgeschildert. Aber als ich mitten über der Donau war kommt mir ein Motorradfahrer entgegen. Weil mein Liegerad breiter wie ein normales Fahrrad ist hatten wir ein Problem. Mit viel knirschendem Abrieb am Geländer kamen wir aneinander vorbei.

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Die längere Abkürzung

Von Regensburg bis Bad Abbach 14 km auf den Donau-Radweg. In Bad Abbach wurde ich nach den bisher gefahrenen 140 km ungeduldig und versuchte in Richtung Luftlinie zum Hotel eine Abkürzung zu fahren. Es ging zunächst 70 Meter relativ steil aufwärts. Meine Abkürzung endete dann prompt in einer Siedlung in der sich die Straße als Sackgasse erwies. Ich musste einige hundert Meter zurück fahren um dann über Feldwege zu meinem Ziel zu kommen. Gespart habe ich dabei nichts. Aber eine halbe Stunde Zeit verloren.

Mein Liegerad im Müllraum

Ich kam kurz vor 18 Uhr endlich an der Unterkunft in Lengfeld an. Ich hatte ein Zimmer im Landgasthof Gut Deutenhof reserviert. Der Beschreibung nach ein Hotel mit gehobenen Standard. Ich dachte mir, gerade das richtige für mich nach dieser langen und anstrengenden Etappe.

Ich hatte mich in meinen nassen Regenklamotten bis zur Rezeption durchgefragt (sie war nicht wie üblich im Eingangsbereich). Dort angekommen musste ich meinen Namen nicht nennen, denn ich war der einzige Gast der ein Zimmer reserviert hatte und bisher noch nicht erschienen war.

Auf meine Frage hin die Enttäuschung, dass sie keinen Abstellplatz für mein Fahrrad hatten. Auf mein Drängen hin, dass ich mein wertvolles Liegerad nicht einfach vor der Tür stehen lassen darf, sowie dass es doch irgend einen Unterstellplatz geben müsse, bot man mir an das Liegerad im Müllraum (!) abstellen zu dürfen. Aber mit dem Hinweis, dass dies wahrscheinlich dem Hausmeister nicht gefallen werde?

Zimmer und Bad waren relativ groß und modern. Das Abendessen entsprach den Erwartungen, der Preis war entsprechend hoch.


Tagesbilanz: 146 km, Fahrzeit: etwa 8 Std., 450 Höhenmeter.

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Tag 13: Bad Abbach – Marzling (Isar)

Routenverlauf: Lengfeld (Bad Abbach), Rohr in Niederbayern, Rottenburg a.d. Laaber, Landshut, Isar-Radweg, Moosburg a.d. Isar, Marzling


Ich wurde durch ein nerviges Motorengeräusch vom angrenzenden Golfplatz geweckt. Es war erst 6 Uhr. Das Schließen des Fenster half auch nicht viel. Ein Wunder: die Sonne ließ sich endlich wieder blicken. Zwei Stunden später bei Abfahrt war der Himmel wieder monoton Grau. Mein Liegerad stand noch unangetastet im Müllraum. Allerdings standen weitere Fahrräder nicht nur drinnen sondern auch draußen vor der Tür. Ich war nicht der einzige Radfahrende in diesem Golfhotel. Bei der Abfahrt vom Hotel wurde ich von zwei Radfahrern mit „Gute Fahrt“ verabschiedet.

(C) by C Redeker

Nach 3 km Fahrt ging es das erste Mal richtig aufwärts. Nach weiteren 10 km drohte ein Regenschauer, also musste ich wieder die Regenklamotten anziehen. Es blieb aber überwiegend trocken. Vor Rohr ein längerer Anstieg. Bis Landshut waren es auf Grund des ständigen Auf und Ab bereits 500 Höhenmeter. Kurz vor Landshut machte ich die erste Pause.

Nach weiteren etwa 10 km erreiche ich das historische Zentrum von Landshut. Ich konnte dieses Mal mit dem Liegerad gemütlich hindurch rollen. Es waren auch eine Unmenge an Touristen unterwegs.

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Keine Weiterfahrt für Radfahrer

Am Ortsausgang von Landshut war die Reise für Radfahrende zu Ende. Der Radweg war mit einer Schranke versperrt (offensichtlich wegen des Hochwassers) und die Straße war für Radfahrende verboten. Ich fuhr über eine Brücke auf die andere Seite der Isar, dort musste ich erkennen, dass der Weg als Trampelpfad endet, also wieder zurück. Ich sah im Navi, dass es noch andere Straßen gab. Wieder einmal typisch. Straßen werden einfach für Radfahrende gesperrt, aber wie sie weiter kommen, dass ist ihr eigenes Problem.

Den chaotischen Verlauf des Isar-Radweg zwischen Landshut und Moosburg kannte ich bereits von der Hinfahrt. Am Isar-Stausee war wieder einmal das Anziehen der Regenklamotten notwendig. Vier km vor meinem Ziel trat das befürchtete ein: der Radweg stand wegen des Isar-Hochwassers unter Wasser. Ich fuhr ganz vorsichtig weiter. Der Sitz meines Liegerads tauchte soeben nicht ins Wasser ein.

Bei der Ankunft in Marzling fühlte ich mich noch relativ fit. Diese Übernachtung hatte ich ursprünglich nicht eingeplant. Aber eine 180 km lange Etappe bis ganz nach Hause wollte ich mir dann doch nicht zumuten.

Rund um das Landgasthaus Nagerl waren Bauarbeiten im Gange. Man half mir jedoch das Liegerad über den Dreck hinweg in den Keller zu tragen. Es war unverkennbar, dass ich wieder in Oberbayern war, denn die Bedienung servierte im feschen Dirndl und am Stammtisch wurde unüberhörbar bayerisch gesprochen. Das Abendessen war gut.


Tagesbilanz: 100 km, Fahrzeit: etwa 6 Std., 700 Höhenmeter.

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Tag 14: Marzling (Isar) - Home

Routenverlauf: Marzling, Isar-Radweg, Freising, München, Wolfratshausen, Loisachtal, Home


(C) by C Redeker

Der Tag begann mit einem leicht merkwürdigen Frühstück. Das Buffet war in einem Gang aufgebaut und meinen Kaffee bekam ich nur auf ausdrücklichen Wunsch. Aber man half mir mein Liegerad aus dem Keller herauf zu tragen. Auf der Straße warteten Gäste aus dem fernen Osten auf ihr Taxi. Sie bestaunten mein Liegerad. Offensichtlich hatten sie so ein Gefährt noch nie zuvor gesehen.

Nach etwa 800 Metern war ich wieder auf dem Isar-Radweg. Er war glücklicherweise nirgendwo wieder überschwemmt. Nach etwa 2 Stunden Fahrt kam ich in München an. Hier hatte die Isar eine dramatische Breite, aber der Isar-Radweg war nicht überschwemmt. Etwa eine weitere Stunde später eine kleine Pause auf der Großhesseloher Brücke mit Blick auf die 25 Meter tiefer dahin strömende wilde Isar. Auch an diesem Tag blieb ich nicht vor Regenschauern verschont.

Die Flößer unterhalb der Marienbrücke bei Wolfratshausen waren wegen des Hochwasser arbeitslos.

Nach 4 ¼ Std. Fahrt war ich wieder daheim und meine Tour zu Ende. Auf dem Liegerad befand sich mindestens ein Pfund Schlamm. Ich lies ihn erst einmal einige Wochen trocknen. Mein Bedarf an Fahrradtouren bei Regenwetter war reichlich gesättigt ...

Es dauerte viele Wochen bis ich dieses Tagebuch fertig schreiben konnte. Erst dabei habe ich mich wieder an die vielen Erlebnisse während dieser Tour erinnert. Mitte März 2018 hielt ich dazu einen Vortrag mit vielen Bildern.


Tagesbilanz: 80 km, Fahrzeit: etwa 4 ¼ Std., 200 Höhenmeter.

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Fazit

Die Tour durch das Erzgebirge war eine echte Herausforderung

Ich habe es geschafft! Ich konnte diese "Wahnsinnstour" mehr oder weniger wie geplant fahren, obwohl mir das Wetter und die Technik nicht wohlgesonnen waren.

Mein Liegerad verfügt über einen Pedelec-Antrieb. Doch bei so langen Tagesetappen musste ich mit dem Strom haushalten. Ich lies mich deswegen nur an Steigungen unterstützen. Der Nabenmotor kam jedoch häufig bei Steigungen mit >10% an seine Grenzen. Nie zuvor wie während dieser Tour habe ich so oft die kleinste Übersetzung benötigt.

Das geplante Durchschnittstempo nicht erreicht

Die Tagesetappen von fast immer weit über 100 km waren oftmals grenzwertig, besonders in Verbindung mit den heftigen Anstiegen im Erzgebirge. Meine Knie schlugen mehrmals Alarm, so dass ich das geplante Durchschnittstempo (>20 km/h) nicht durchhalten konnte. Auf den Gesamtschnitt von 18,5 km/h kann ich trotzdem stolz sein.

Der Hauptgrund für den schlechteren Schnitt war auf eine Störung an der Pedelec-Motorsteuerung zurück zu führen. Der Motor schaltete sich stets nach ein paar Sekunden wieder aus. Ich musste deswegen an Steigungen mehr Muskelarbeit leisten wie ich es gewohnt war. Dank meiner relativ guten Kondition konnte ich die Etappen dennoch wie geplant fahren.

Hinterher ist man immer schlauer

Wieder daheim habe ich den Fehler im Pedelec-Antrieb gesucht: Die Störung der Motor-Steuerung wurde lediglich durch ein Kontaktproblem im Stecker eines Sensors verursacht. Offensichtlich eine Folge des vielen Regens. Ich hätte dies unterwegs leicht beheben können, doch man denkt immer gleich an das schlimmste, wie z.B. ein wirklicher Defekt der Motorsteuerung und checkt nicht die einfachen Dinge. Das mehrmalige Aus- und Einstecken hatte die Kontaktprobleme beseitigt. Zusätzliches Kontaktspray wird das Problem hoffentlich für die nächste Zeit verhindern.


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