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Überarbeitung: 1.12.2025

Transalp/Alpencross 2007

Vorwort

Eine Alpenüberquerung (Transalp, Alpencross), ganz gleich ob mit Mountainbike, Tourenrad oder Rennrad ist ohne Zweifel eine echte sportliche Herausforderung. Das heißt, sportlich unter allen Gesichtspunkten:


* ausreichend trainiert sein, um die tagelange Höchstleistung durchzuhalten
* gute gesundheitliche Fitness, um bei widrigem Wetter nicht aufgeben zu müssen
* schöne Kameradschaften erleben, egal ob in einer Gruppe fährt oder auf Gleichgesinnte trifft
* mit dem Notwendigsten auskommen, d.h. nur mit dem Rucksack
* Vertrauen in die Technik und handwerkliches Geschick für die unvermeidlichen Pannen


Die Idee zu dieser Tour hatte ich bereits seit einem Jahr. Ich wollte nicht die üblichen Tagesrunden fahren, sondern einfach einmal 'ins Blaue' fahren. Zum Beispiel in die 'unendlichen Weiten' der Alpen ...
It's to boldly to do what I have never done before.

Idee, Planung und Vorbereitungen

Im Internet fand ich sehr viel zum Thema Transalp / Alpenüberquerung, so dass ich genügend Ansporn erhielt. Beim Stöbern in Buchhandel fiel mir das Buch 'Traumtouren Trans Alp' von Ulrich Stanciu in die Hand. Tolle Bilder und eine fast unendliche Menge von Touren-Beschreibungen. Echt super, jedoch führen alle Touren, sowie die mit Hilfe der beiliegenden CD erstellbaren Road Maps nur von Nord nach Süd. Sie haben immer den Gardasee als Ziel. Mein Fazit: gut für Ideen, war aber für meine Tourenplanung relativ nutzlos.

Da ich bereits im März 2007 einige MTB Touren am Gardasee gefahren bin war mir klar, dass der Gardasee nicht als Ziel im Frage kommt, vor allem weil der Gardasee in der betreffenden Zeit stark überlaufen ist.Ich wählte deshalb die Drei Zinnen in den Sextiner Dolomiten.

Die Route

Gesamttour

Die markanten Punkte dieser Tour:

Garmisch
Fernpass (1260m)
oberes Inntal
Reschenpass (1507 m)
Vinschgau
Etschtal
Fassa Tal
Lago di Fedaia unterhalb des Marmolada (2050 m)
Passo Falzarego (2105 m)
Cortina di Ampezzo
Passo di Cima Panche (1530 m)
Pustertal
Eisacktal
Pfitscher Joch (2250 m)
Zillertal
Inntal
Achenpass (1050 m)
Sylvenstein Stausee
Bad Tölz.

Die Länge dieser Tour betrug insgesammt 767 km.

1. Etappe: Von Daheim über den Fernpass bis nach Landeck (Inntal)

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Das Höhenprofil der 1. Etappe
mit dem Fernpass als höchsten Punkt (1260 m) (RPM = Trittfrequenz)


Nach einer Woche Verzögerung wegen schlechtem Wetter ging es Mitte August 2017 endlich los. Seit Tagen warten der gepackte Rucksack und das für diese Tour optimierte Bike auf den Start. Zuvor habe ich x-mal die beste Route für diese erste Etappe geprüft: Walchensee und Mittenwald oder über Garmisch-Partenkirchen und Fernpass?

Zugspitze von Eschenlohe

Abfahrt an der Haustür um kurz nach Neun. Nach den ersten 10 km kamen mir die ersten Zweifel: Regenjacke oder nicht? Weiter! Nach zwei Stunden kam in Eschenlohe (Km 40) der erste Hunger: eine Leberkäs-Semmel-Pause vor einer Metzgerei.

Von Eschenlohe bis Garmisch-Partenkirchen ging es gemütlich durch das Moos (1. Bild). Die Straßen von Garmisch-Partenkirchen stellen für einen Biker eine Herausforderung dar. Das Verkehr ist kaotisch und ausgeschilderte Radwege waren nicht erkennbar. Als beste Orientierungshilfe erwies sich die von fast überall sichtbare Zugspitze sowie der Lauf der Loisach. Ab hier immer der Loisach folgend auf Radwegen bis nach Lermoos (Km 80). Der Weg zog sich ewig lang dahin. In Lermoos leicht rechts halten und dann gerade aus durch das Moos.

In Biberwier wurde der Weg etwas unübersichtlich. Ich fuhr einfach nach Himmelsrichtung weiter. Dann warteten zwei Biker mit der Frage "Ist das der richtige Weg zum Fernpass?" auf mich. Meine Antwort: "ich hoffe es!" Am Kiosk vor dem Weißensee eine kurze Pause. Der halbe Liter Cola zischte nur so herunter. Wieder 100 m zurück zum Römerweg der linksseitig am Weißensee vorbei führt. Am Ende des Weißensees geht es das erste Mal "richtig zur Sache". Als es mir zu steil wurde schob ich lieber das Bike, denn für was sollte die Quälerei gut sein? Römerweg zwischen Biberwier und fernpass Nach etwas mehr als 1 km kam die Fernpass Straße in Sicht, doch weiter nach links auf der Forststraße (2. Bild: Blick zurück zur Zugspitze).

Oben angekommen hat man einen schönen Ausblick auf die kommende Strecke oberhalb des Fernsteinsees und des Schlosses. Nach der Überquerung der Fernpass-Straße wurde der Wegverlauf wieder rätselhaft. Ich fuhr dem Gefühl nach weiter, irgendwann ein kleines Schild, das in Richtung Fernpass Schloss weist. Es ging auf Geröll relativ steil hinab - jetzt keinen Fahrfehler mit dem schweren Rucksack machen! Der Weg (Km 90 bis 100) war in der Kompass Karte als "MTB-Route für Geübte" ausgewiesen. Mit Recht! Auf dem jetzt folgenden Stück überholte ich einige Biker, die ihr Bike lieber schoben (3. Bild: MTB Route oberhalb des Fernpass Sees). Der Weg ist wegen des Gerölls und der teilweise relativ steilen Abschnitte wirklich nur für Mountainbikes geeignet. Fahrer von Tourenrädern tun sich hier keinen Gefallen.MTB Weg am Fernpass See

Weiter ging es auf dem Radweg bis Nassereith. Direkt am Weg befinden sich etliche Pensionen, die zum übernachten einladen. Es war noch nicht einmal 16 Uhr und ich hatte noch viel vor mir, also weiter in Richtung Imst! In Imst lasse ich mich von den für Autofahrer bestimmten Wegweisern irritieren und fahre ziellos im Ort herum. Endlich unten am Inn angekommen, war die weitere Navigation kein Problem mehr: Einfach dem Inntal-Radweg folgen.

In Zams kam nach fast 130 km die erste Müdigkeit auf. Kurz vor Landeck sah ich auf der anderen Inn-Seite das Schild des Hotel Nussbaumhof, mit dem Biker ausdrücklich eingeladen wurden. Die hatten zu dieser recht späten Stunde auch noch ein Zimmer frei und das Bike konnte in einem verschlossenem Verschlag abgestellt werden. Was will ich mehr? Nach dem Duschen wollte ich eigentlich mein Abendessen auf der Terrasse des Hotels gemütlich genießen, doch schwarze Wolken ziehen auf, einsetzender Regen zwingen zur Flucht ins Restaurant. Der Urlaub fängt ja toll an! Die zwei Weißbiere hatten ein wenig das Schwitzen des Tages kompensiert. In der Nacht war mir das dicke Federbett einfach zu warm, es war wohl eher für Skiurlauber gedacht. Das Hotel bot diverse Services für Biker an und verfügte auch über eine Saunalandschaft, doch dafür war mein Aufenthalt zu kurz.

2. Etappe: Von Landeck im Inntal über den Reschenpass in den Vinschgau

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Das Höhenprofil der 2. Etappe

Über den Alpenhauptkamm: Der Reschenpass ist für Radler per VIA CLAUDIA sicherlich die einfachste Route. Warum sollte man sich gleich zu Beginn des ersten Alpencross mehr als nötig quälen?


Blick zurueck nach LandeckNach dem Aufwachen ein Blick aus dem Fenster des Hotelzimmers bei Landeck: draußen war alles feucht! Aber jetzt galt es erst einmal, das Frühstücks-Buffet des Hotels anständig ausnutzen. Danach die Frage: normale Bike Klamotten oder Regensachen? Wegen der für Heute zu erwartenden vielen schweißtreibenden Anstiegsstrecken entschied ich mich für normale Bike Klamotten.

Nach 3 km fing es prompt an zu regnen, also doch die Regenjacke anziehen (1. Bild: Blick zurück nach Landeck). Nach weiteren 10 km wurde es mir wegen der Schwitzerei unter der Regenjacke zu feucht, wieder einmal anhalten und ausziehen.

Blick zurück nach Nauders Der Weg führt ab Landeck erst rechts des Inns, dann geht es für ein paar km linksseitig auf der Straße weiter, bis dass man auf einer glitschigen Holzbrücke hinter Fließ wieder auf einer stillen Straße rechts des Inns weiterfahren darf. Dieses Spiel wiederholte sich einige Male bis man mit dem Bike an der Kajetansbrücke (Km 40) nur auf der Straße Richtung Martina (Schweiz) fahren kann. Die direkte Straße zum Reschenpass ist für Radfahrer verboten (und kann man m.E. wegen des brutalen LKW-Verkehrs nur radelnden Selbstmördern empfehlen).

Ab Martinsbrück (Martina) geht es dann richtig aufwärts (410 hm). Ausgerechnet jetzt verzogen sich die letzten Schatten spendenden Wolken. Die Serpentinen sind Nummeriert, so dass man einen Count Down bis zum Ende dieses Aufstiegs sieht. Die Steigung war human, der kleinste Gang wurde nicht benötigt. Oben an der Norbertshöhe (Km 50) musste ich mein Handtuch aus dem Rucksack kramen, um die wahnsinnigen Mengen an Schweiß zu trocknen. Weniger wegen der Anstrengung, sondern vor allem wegen der brennenden Sonne. Der Bike Computer zeigte 30°C an.

Reschensee Jetzt ging es wieder ein kurzes Stück hinunter nach Nauders. Hier gibt es u.a. einen großen Supermarkt: Sonnencreme, etwas Trinkbares und Schokolade standen auf meiner Wunschliste. Ich war nicht der einzige Biker im/am Supermarkt. Als ich wieder heraus kam, war mein Bike zwischen dem Radlständer (die dicken Reifen meines Bikes passten nicht in den Radlständer) und einem idiotisch parkenden Auto eingequetscht. Ich fluche laut. Nur tragend bekam ich mein Bike wieder heraus.

Jetzt noch die letzten 100 Höhenmeter bis hinauf zum Reschensee und das wichtigste Tagesziel war geschafft (2. Bild: Blick zurück nach Nauders). Auf halber Strecke fuhr ich an zwei Biker mit einer Reifenpanne vorbei, ich hatte sie bereits am Supermarkt schon einmal gesehen (und werde sie noch öfters treffen). Am Reschensee das Pflichtfoto mit dem berühmten Grauner Turm im See (3. Bild). Der Weg am See entlang war wegen der vielen Fußgänger und Pfützen eine Tortour. Ab der Staumauer wurde es endlich besser.

Vinschgau Auf dem nun folgenden Streckenabschnitt (4. Bild: St. Valentin) hatte ich mich schon seit Stunden gefreut: bis Meran geht es auf dem Vinschgau Radweg so gut wie nur noch bergab. Man kann das Bike stundenlang ganz faul rollen lassen. Nach den über 100 km des Tages, konnte ich nicht mehr länger auf dem Sattel sitzen und hatte nur noch einen Wunsch: schnellstens in das nächste Hotel und unter die Dusche. In Laas fahre ich einfach ins Zentrum, stellte ich mein Bike vor den Schwarzen Adler ab und frug nach einem Zimmer. Ja, es war noch ein Zimmer frei!

Während des Abendessens saß am Nebentisch ein Paar, das ebenfalls mit Rädern über den Reschenpass gekommen war. Sie nahmen sich für die Tour jedoch mehr Zeit wie ich. Eine Weile später kammen Zwei in das Restaurant und bestellten einen Berg Spaghetti. Ich hatte die Zwei doch irgendwo schon einmal gesehen? Ich spreche sie an: "ihr seit doch sicher auch Biker?" Ja, sie waren es, die mich am Supermarkt in Nauders wegen meines dort eingequetschten Bikes fluchen gehört hatten! Sie sind auf dem Weg zum Gardasee. Es gab viel zu erzählen. Das Essen im Schwarzen Adler war gut und meine zwei Weißbier waren eigentlich zu wenig für meinen Durst.

3. Etappe: Von Laas im Vinschgau bis Auer im Etschtal

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Das Höhenprofil der 3. Etappe
mit Lass als höchsten Punkt (870 m) (RPM = Trittfrequenz)

Die bequemste Etappe dieses Alpencross, es ging fast nur bergab.


im VinschgauEs war Feiertag in Südtirol und die Sonne schien bereits am Morgen. Nach dem Frühstück im Schwarzen Adler in Laas ging es weiter auf dem Vinschgauer Radweg. Während einer Fotopause kamen die zwei Radler vom Vorabend vorbei. Hallo!

Der Vinschgau Radweg (1. Bild) war voll mit Radlern: Alpencrosser, Urlauber und einheimische Familien mit Kindern. Von Laas bis nach Algund (oberhalb von Meran) sind es etwa 35 km, auf denen mehr als 300 Höhenmeter abzurollen sind. Es geht hierbei durch unendlich weite Apfelplantagen. Von Algund bis Meran sind es auf weiteren 5 km noch einmal 200 Höhenmeter (2. Bild: Blick hinunter nach Meran).

Blick von Algund nach Meran In Meran konte ich erst einmal keinen durchgängigen Radweg finden. Es war Mittagszeit und die Temperatur lag bei über 30°C. So leer hatte ich die Straßen von Meran noch nie zuvor erlebt. Nach einigem ziellosen "Hin- und Herfahren" entschloß ich mich, bis Bozen weiter zu fahren. Nach einer Weile war ich dann mehr oder weniger automatisch auf dem Etsch Radweg (3. Bild: Blick Richtung Bozen in das Eisacktal).

Bozen bot an diesem Tag das gleiche ausgestorbene Bild wie Meran. Ein Restaurant mit schattigem Garten wäre jetzt für eine Mittagspause recht gewesen, doch es lag nichts an meinem Weg.

Blick nach Bozen Jetzt musste ich mich entscheiden, ob ich vom Eisacktal aus durch das Eggental, Tierser Tal oder von Auer aus in die Dolomiten hinauf fahren sollte. Ich wählte die letzte Variante und fuhr 15 km weiter im Etschtal hinunter bis Auer.

Noch weiter wie bis nach Auer wollte ich an diesem Tag auf keinem Fall fahren. Die Sonne brannte gnadenlos. Also musste ich unbedingt ein gutes Hotel finden! Im Hotel Villa Groff war ein Zimmer frei. Die hatten einen Pool im Garten, und während des Check-In wurde ich gefragt, ob ich am Grillabend teilnehmen möchte? Also bestens! Nach ein paar Runden im Pool konnte ich im schattigen Garten meine Karten für die weitere Planung ausbreiten. Jetzt waren die Dolomiten zum Greifen nahe. Der Grillabend des Hotels war recht gemütlich, mit Musik, Salatbuffet, Vorspeisen, Verschiedenes vom Grill, Nachspeisen, 'meine täglichen zwei Weißbiere' habe ich auch bekommen und das Zimmer war angenehm kühl. So konnte mein Urlaub weiter gehen!

4. Etappe: Von Auer im Etschtal bis Moena im Val di Fassa

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Das Höhenprofil der 4. Etappe
mit Moena als höchsten Punkt (1200 m) (RPM = Trittfrequenz)

Mit dieser Etappe ging es das erste Mal während dieses Alpencross in die Dolomiten.


Val d Fiemme

Als ich an diesem Morgen mein Bike aus dem Hotelkeller in Auer holte, erwartete mich eine böse Überraschung: der Vorderreifen war platt. Okay, kann ja mal passieren. Ich hatte eh Glück, dass mir das hier passierte und nicht irgendwo auf einer einsamen Strecke. Unter der Anteilnahme anderer Hotelgäste versuchte ich die Panne zu beheben. Ich konnte aber beim besten Willen kein Loch im Schlauch entdecken. Also wieder zusammenbauen und mit der Standluftpumpe des Hotels anständig aufpumpen. Es musste sich wohl um einen fiesen Kinderstreich gehandelt haben, denn die Luft war 2 Wochen später immer noch voll drauf.

Nach dem das Bike wieder fit war, konnte ich endlich losfahren. Mein vorläufiges Tagesziel war Cavalese (1. Bild). Gleich zu Anfang der Etappe lag erst einmal ein Anstieg mit 850 Höhenmetern vor mir. Die Serpentinen der Straße Nr. 48 hinauf nach Montan kann man bereits unten von Auer (250 m) aus sehen. Die Steigung war erträglich, der Verkehr war jedoch mörderisch. Ganz Italien hatte Urlaub und alle fuhren ganz offensichtlich in die Dolomiten.

Moena Ab S. Lugano (1097 m) gab es endlich eine Alternative zur vielbefahrenen Straße. Ich fuhr jedoch nicht ganz ins Fiemme Tal hinunter, sondern blieb auf Nebenstraßen oberhalb des Tales. Das Wetter und die Aussicht waren wunderbar, so dass ich viele kleine Pausen einlegte. Mein ursprüngliches Tagesziel Cavalese (Km 22) hatte ich bereits zur Mittagszeit erreicht, so dass ich auf der jetzt relativ angenehm zu fahrenden Straße nach Predazzo weiterfuhr.

Bei Predazzo blieb ich auf der Straße Nr. 48 in Richtung Moena. Kurz hinter Predazzo kommt man an großen Wintersportanlagen mit Sprungschanzen usw. vorbei. (Nachtrag: inzwischen gibt es ab Predazzo einen schönen und meist schattigen Radweg ins Fassa-Tal hinauf.)

Blick zum RosengartenAm Ortseingang von Moena (2. Bild) sind die Berge der Rosengarten Gruppe und des Langkofel unübersehbar. Hier gefiel es mir gut und da wollte ich mir unbedingt ein Hotel suchen. Im Zentrum von Moena traf mich dann ein großer Schock: es schien hier auch Tausenden von anderen Urlaubern gut zu gefallen. Hunderte von Autos quetschen sich im 'Stop and Go' Tempo durch Moena und im Zentrum waren die Straßen dicht gedrängt voll mit Menschen. Sogar für das Gelato musste man am Kiosk anstehen. (Nachtrag: inzwischen wird der Verkehr durch einen Tunnel geleitet so dass Moena 'verkehrsberuhigt' ist.)

Im dritten Hotel in dem ich nachfrug, war ein Zimmer frei. Vom Balkon meines Zimmers im Hotel Belvedere (3. Bild) aus hatte ich einen malerischen Blick auf die Berge des Rosengarten. Das Hotel hatte eine Wellness Anlage (Whirlpool und div. Saunen), die ich an diesem Tag ganz alleine für mich hatte und ausgiebig benutzen konnte. Es war eine Wohltat für die Beine nach den Anstrengungen der letzten Tage. Das Abendessen (italienische Küche) war sehr gut und meine täglichen zwei Weißbiere habe ich selbstverständlich auch bekommen. Nach Einbruch der Dunkelheit konnte ich dann vom Balkon des Hotelzimmers aus ein großes Feuerwerk bewundern. Das ist Urlaub!


Liegerad am Pso. Pellegrino Nachtrag: Im Juli 2010 war ich wieder dort!

Die High-Lights meiner in 2010 von Moena aus gefahrenen MTB Touren: Umrundung des Langkofel (Sella Joch, Pso. de Duron), Pso. San Pellegrino mit Pso. Le Selle (2528 m), Pso. San Nicolo (2340 m), Umrundung des Latemar mit Reiter Joch (1916 m).

Und der Wahnsinn: mit dem Liegerad (Bild rechts) von Moena aus über den Pso. di Valles (2031 m) und Pso. San Pellegrino (1919 m). Das Bild rechts entstand vor dem 700 Hm Downhill hinunter nach Moena auf frisch geteerter Piste ... purer Spaß!

5. Etappe: Von Moena im Val di Fassa bis nach Cortina d' Ampezzo

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Das Höhenprofil der 5. Etappe
mit dem Pso. Falzarego als höchsten Punkt (2105 m) (RPM = Trittfrequenz)

Kennern sagt das oben gezeigte Höhenprofil sicherlich schon alles: an einem Tag zwei Pässe mit zusammen über 2000 Höhenmetern - ein Wahnsinn!


Fassa Tal Gut erholt ging es vom Hotel in Moena aus erst einmal recht gemütlich 20 km im Fassa Tal hinauf (1. Bild: Blick zurück zur Rosengarten Gruppe).

Die meiste Zeit kann man hier abseits der Straße (rechtsseitig des Baches) fahren, aber im Bereich der Touristenorte, wie Vigo di Fassa, Pozza di Fassa, Campitello di Fassa und Canazei sind viele Fußgänger auf den Wegen unterwegs, so dass kein hoher Schnitt möglich war.

Fassa Tal


2. Bild: Blick von Canazei in Richtung Langkofel und Sella Gruppe. Ich hatte hier kurz über die Alternative, über den Passo Pordoi zu fahren nachgedacht. Beim nächsten Mal ...

Blick zum Marmolada Ab Canazei (1500 m) weiter durch Alba und Penia (1600 m) in Richtung Passo Fedaia. Ich wählte den Weg durch das Val di Ciampie. Dieser Weg war teilweise sehr steil und wegen etlicher treppenartiger Abschnitte kaum fahrbar. Die Tour artete deshalb in eine Wanderung mit Bike-Tragestrecken aus. Oben kam ich am Rifugio Castiglioni wieder in die Zivilisation zurück.

Vom Lago di Fedaia (2050 m) hat man dann einen tollen Blick auf den Marmolada Gletscher - sofern die Wolken dies erlauben. Das Bild entstand etwa 100 Höhenmeter unterhalb des Lago di Fedaia.


Wolkenloch Nach einer Mittagspause in einem der Restaurants am Lago di Fedaia war es wieder soweit, dass die Regenklamotten aus dem Rucksack geholt werden mussten. Hinzu kam ein eisiger Wind und der bevorstehende 1000 Höhenmeter Downhill in das Val Pettorina (1500 - 1000 m) und weiter. Im oberen Teil dieser Strecke winden sich die Serpentinen der Straße vorbei an Liften und Skipisten.

Hinter Rocca Pietore war der Spaß zuende. Erst ging es durch einen Tunnel und ab Digonera (1150 m) wieder in Serpentinen hinauf. In etwa 1400 m Höhe trifft man auf die von Arabba kommende Straße Nr.48. Das 4. Bild entstand in etwa an dieser Stelle und zeigt einen Blick auf die Berge südlich des Val Pettorina.


vor dem Pso Falzarego Weiter fuhr ich auf der Straße Nr. 48 hinauf zum Passo di Falzarego (2105 m). Nach den bereits an diesem Tag gefahrenen 50 km zog sich der Ausstieg unendlich in die Länge. Erschwerend kamen die ständigen Regenschauer dazu. Wegen der vielen Pausen benötigte ich für diesen 1000 hm Aufstieg (ca. 20 km) etwa 2½ Stunden.

Das 5. Bild entstand etwa 100 hm unterhalb des Pso. di Falzarego.


Pso Falzareg 6. Bild: Erinnerungsfoto am Pso. di Falzarego. Hier trifft die über den Pso. di Valparola von Corvara und Abtei kommende Straße auf die Nr.48.

Die Schinderei hatte an dieser Stelle ein Ende: jetzt brauchte ich das Bike nur noch 900 Höhenmeter (15 km) bis Cortina d' Ampezzo rollen lassen.


Cortina 7. Bild: Der erste Blick auf Cortina d' Ampezzo, kurz hinter einem kurzen Tunnel aufgenommen.

Nach den 80 km und zwei Pässen zog ich vor dem erst besten Hotel in Cortina d' Ampezzo meine Regenklamotten aus und frug nach einem Zimmer. Im Hotel Corona war ein Zimmer frei. Mein Bike konnte ich in der Skiwerkstatt unterbringen. Der Aufenthalt im Hotel Corona war ein Erlebnis der besonderen Art: eine Zeitreise in die Sechziger Jahre! Die Einrichtung und der Stil hatte sich offensichtlich seit ewiger Zeit nicht mehr geändert. Auch einige der Gäste besuchten offensichtlich das Hotel schon so lange. Das Essen war gut - aber ich habe das erste Mal auf dieser Tour nicht 'meine täglichen zwei Weißbiere' bekommen.

6. Etappe: Von Cortina d' Ampezzo bis nach Kiens im Pustertal

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Das Höhenprofil der 6. Etappe
mit dem höchsten Punkt (1730 m) während meiner Irrfahrt (RPM = Trittfrequenz)

An diesem Tag hatte ich eine ausgesprochene Pechsträhne: erst fuhr ich ein paar hundert Höhenmeter im falschen Tal hinauf, dann lief mir eine Frau ins Rad, so dass ich stürzte, als nächstes verlor der Hinterreifen die Luft und zur Krönung dieser Pannen sah es zunächst so aus, dass ich an diesem Tag kein Hotelzimmer finde. Doch dann hatte sich alles zum Guten gewendet. Ich darf auch nicht vergessen zu erwähnen, dass ich an diesem Tag keine Regenklamotten benötigte!


Radweg In der Skiwerkstatt des Hotel Corona in Cortina d' Ampezzo konte ich endlich eine seit Tagen lose Schraube an der Halterung meiner Gepäck- Box festziehen.

Als Tagesziel standen die Drei Zinnen auf dem Plan. Von Cortina d' Ampezzo (1210 m) aus geht es erst einmal etwa 7 km im Val d' Ampezzo hoch. Leider hatte ich vorher nicht gründlich in die Karte geschaut, bzw. mein Navi rechtzeitg eingeschaltet. Wegen des trüben Wetters fiel mir nicht auf, dass ich nach den ersten 7 km einen Abzweig verpasste und auf dem gut ausgebautem Weg in das Fanestal, d.h. in die genau entgegengesetzte Richtung fuhr. Ich bestaunte die interessante Landschaft mit den tiefen Schluchten und Wasserfällen. Erst als sich der zunächst gemütliche Radweg immer mehr in einen knüppelharten Trail verwandelte, wurde ich misstraurisch. Also Navi einschalten und die Position bestimmen: Oh Schreck - jetzt aber schnellstens Umkehren, denn so werde ich mein Etappenziel heute nicht erreichen!

Nachtrag: Wenn ich den bevor stehenden Ärger geahnt hätte, dann wäre ich sicherlich nicht umgedreht und stattdessen über die Fanesalm, den Pso. d' Limo (2170 m), Rifugio Pederü und St. Vigil ins Pustertal gefahren. Das wäre "MTB-technisch" gesehen wohl auch die interessantere Alternative gewesen - eine Idee für das nächste Mal ...

Als ich etwa 10 km auf dem "richtigen" Weg, dem "Bahnweg" über den Passo di Cima Panche (1530 m) in Richtung Schluderbach und Dürrensee unterwegs bin, überhole ich eine Gruppe von etwa 10 Wanderern. Der Weg war (wie im 1. Bild: Bahnweg zwischen Schluderbach und Dürrensee) etwa 4 m breit und sicher breit genug um problemlos, das heißt mit ausreichendem Abstand an ihnen vorbei fahren zu können. Nach dem ich an den ersten Wanderern vorbei bin, schreit eine Frau aus der bereits überholten Gruppe grundlos "precauzione bici" (Vorsicht Rad). Deswegen sprang eine Frau aus der vorderen Gruppe wie in Panik zur Seite - und mir genau vor das Rad. Ein Ausweichen war nicht möglich. Mir verrieß es die Lenkstange, so dass ich mich überschlug. Der Überschlag war schon alleine wegen meines relativ schweren Rucksacks nicht zu vermeiden. Ich landete glücklicherweise in einer weichen Wiese neben dem Weg, so dass mir nichts schlimmeres passierte. Lediglich eine Prellung und verschmutzte Kleidung. Die Wanderer waren genau so erschrocken wie ich. Sie hatten keinen Zweifel daran, dass sie den Unfall auf Grund ihrer dummen Spielerei provoziert hatten. Sie entschuldigen sich bei mir. Wir unterhielten uns noch etwa 10 Minuten in einem englisch - italienischem Mix und verabschiedeten uns mit den besten Wünschen. Mir zitterten die Knie, das hätte das Ende der Tour und ein Krankenhausaufenthalt bedeuten können.

Drei Zinnen BlickEndlich war ich in Sichtweite meines Ziels: die Drei Zinnen. Doch welche Enttäuschung: die Felsen waren in Wolken verhüllt (2. Bild: Drei Zinnen Blick). Ich überlegte mir lange, ob es sich unter dieser Bedingung überhaupt lohnt ein paar hundert Höhenmeter hoch zu fahren, um dann anstelle der Drei Zinnen auch nur die Wolken aus der Nähe zu sehen? Nein, denn ich würde es wahrscheinlich heute auch zeitlich nicht mehr schaffen.

Auf dem Radweg durch das Valle di Landro in Richtung Toblach fuhr sich das Bike auf einmal so schwammig. Der Reifen des Hinterrades war platt! Ich suchte mir eine grüne Wiese für ein "Pannen-Picknick". Beim Versuch den Reifen aufzupumpen der nächste Schreck: die Luftpumpe passt nicht mehr aufs Ventil, dabei war ich mir absolut sicher, dass ich die Pumpe schon einmal ohne Probleme benutzt hatte. Ich untersuche in meiner Not die Pumpe genauer. Zum Glück war nur der Ventiladapter umgedreht. Irgend jemand hatte sich heimlich die Pumpe ausgeliehen. Danke an Unbekannt, dass ich die Pumpe zurück bekommen habe! Die Ursache der Panne war ein porös gewordener Schlauch. Den Ersatzschlauch rein und weiter ging's.

Blick in die Sextner DolomitenNach dem ganzen Ärger reichte es mir für heute und wollte mir in Toblach ein Wellness Hotel suchen. Ich bekam jedoch in allen Hotels eine Absage. Stets die Begründung, dass zur Zeit ganz Italien Urlaub hat und alles ausgebucht ist. Auch im Fremdenverkehrsamt bekam ich nur Adressen, die sich als bereits belegt herausstellten. Ich as erst einmal eine Pizza und schaue mir endlich in Ruhe die Karte an: es ging ab hier gemütlich das Pustertal hinunter. Es war erst drei Uhr. Was hält mich denn überhaupt noch in Toblach? Nichts!

Der Pustertal-Radweg war nach den Anstrengungen und Erlebnissen des Tages eine echte Erholung (3. Bild: Blick zurück in die Sextner Dolomiten). Zwischen drin gab es Tunnel - extra für Radfahrer, mehr als hundert Meter lang und sogar beleuchtet! Als ich durch Bruneck fuhr, hatte schon gar keine Lust mehr, in einem Hotel nach einem Zimmer zu fragen, da auch hier die Straßen voller Menschenmassen / Urlauber waren. Ich fühlte mich auch wieder relativ fit, so dass ich lieber noch etwas weiter im Pustertal herunter fuhr.

PustertalIn St. Lorenzen war der Pustertal Radweg irgendwie zu Ende, zu mindestens traute ich mangels einer klaren Ausschilderung dem weiteren Verlauf nicht (ich will nicht nach St. Vigil hinauf!) und fahre vorsichtshalber auf der Straße weiter. Heute weiß ich, dass man auf dem Radweg weiter fahren kann, denn er führt nur um einen kleinen Hügel.

In Kiens sehe vom Radweg aus das Hotel zur Post. Die mehr als 80 km reichten mir! Das Hotel machte auf den ersten Blick einen recht verlassenen Eindruck, der aber täuschte. Sie hatten ein Zimmer frei und ich konnte mein Bike in einer Garage abstellen. Das Abendessen war gut. Ich bekam meine Tagesration von 'zwei Weißbieren', so dass der Tag doch noch einen guten Abschluss fand.

Das 4. Bild zeigt das Pustertal zwischen Kiens und Mühlbach.

7. Etappe: Von Kiens im Pustertal über das Pfitscher Joch

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Das Höhenprofil der 7. Etappe
mit dem Pfitscher Joch als höchsten Punkt (2250 m) (RPM = Trittfrequenz)

Nach der relativen bequemen Alpenüberquerung in Nord-Süd Richtung über den Reschenpass hatte ich mir für die Gegenrichtung etwas mehr zugetraut.


RadwegVon Kiens aus ging es erst einmal gemütlich 20 km weit den Pustertal Radweg (1. Bild) hinunter bis Aicha im Eisacktal. In Mühlbach traf ich einen anderen Transalp-Biker. Wir fuhren bis Sterzing zusammen und hatten uns dabei viel zu erzählen. Er wollte an dem Tag noch über den Brenner bis nach Innsbruck.

Von Aicha kann man bis Sterzing (etwa 20 km) den Eisacktal-Radweg benutzen. Der führt im ersten Teil ständig auf und ab, ist aber zweifellos entspannter zu befahren, wie die verkehrsreiche Straße.

PfitschertalAb Sterzing (950 m) dann im Pfitscher Tal hinauf. Nach etwa 5 km begann ein kräftiger Anstieg, der bis zum Rieder Stausee (1360 m) führte, dann verlief die Straße auf den nächsten 10 km wieder relativ eben (2. Bild).

In Platz genehmigte ich mir eine kurze Mittagspause. Die Gaststätte war leider so überfüllt, dass freie Plätze Mangelware waren und die Bedienung dem Andrang fast nicht nach kam. Bereits während des Essens beobachtete ich, wie sich die Wolken immer dichter zusammen zogen. Ein Gewitter braute sich zusammen. Hinter St. Jakob war es dann so weit: Regenklamotten anziehen! An einer geschützten Stelle ließ ich das Gewitter durchziehen. Nach etwa einer viertel Stunde traute ich mich wieder weiter zu fahren. Auf dem Weg zum Pfitscher Joch kamen mir ganze Bäche an Regenwasser entgegen. Auch etwa 20 bis 30 Transalp-Biker! Bis zur Passhöhe übte ich mehrmals das gar nicht lustige Spiel: Schwitzen - Regenklamotten aus, Regenschauer - Regenklamotten wieder an.

Blick zurueck in das PfitschertalDer Weg hoch zum Pfischer Joch ist eine ehemalige Militärstraße und überwindet auf einer Länge von etwa 10 km 750 Höhenmeter. Sie ist somit relativ human zu befahren. Mir machten jedoch die bereits gefahrenen 70 km zu schaffen. Da ich nicht mehr so richtig sitzen konnte fuhr ich teilweise im Wiegeschritt, was dann aber unter den Regenklamotten zu besonders starken Schweißausbrüchen führte.

Das 3. Bild zeigt einen letzten Blick hinunter in das Pfitscher Tal.

Pfitscher JochDas 4. Bild zeigt mein Bike am Grenzstein zwischen Italien und Österreich. Im Hintergrund der Stampflkees Gletscher (2900 m), dahinter liegt der Tuxer Ferner. Vor mehr als 10 Jahren war ich das letzte Mal hier. Damals aber als Pilot eines Segelflugzeuges. Das war weniger schweißtreibend, aber mindestens genau so erlebnisreich - ein Alpencross an nur einem Tag!

Die nun folgende Strecke vom Pfitscher Joch bis zum Schlegeisspeicher (450 hm tiefer) war eine echte Herausforderung. Ich wollte kein Risiko eingehen und fuhr relativ langsam. Auf einmal höre hinter mir ein Schrei "Du bist in meiner Ideallinie!" und schon schepperte ein Downhill Artist an mir vorbei. Das hätte ich auch können, wenn ich nicht bereits mehr als 80 km und 5 Std. gefahren wäre und nicht den schweren Rucksack dabei hätte. Ich benötigte etwa eine Stunde für diesen Abschnitt.

TrailWer nicht weiß, warum ein MTB riesige Federwege benötigt, der sollte diese Strecke fahren. Das 5. Bild zeigt jedoch einen relativ harmlosen und gut zu befahrenden Abschnitt. An einer anderen Stelle versperrten mir Kühe den Weg. Die Viecher hatten sich erst nach dem Anschreien weiter bewegt. Auf die Alternative, durch den Bach zu waten, hatte ich heute absolut keine Lust!

Vom Schlegeisspeicher aus dann ein 25 km langer Straßen Downhill mit etwa 1100 Höhenmetern. Wegen des Nieselregens musste ich mit fast zugekniffenen Augen fahren. Jetzt wäre eine Brille mit Scheibenwischern gut gewesen! Bei der Nässe, dem Gefälle und ständigen Geschwindigkeiten von 50 km/h und mehr würde man ohne Scheibenbremsen wohl irgendwann eine der engen Kurven nicht schaffen und zum Teufel gehen. Mich behinderten Autofahrer, die ständig auf der Bremse standen. Ich ließ die Bremsen los und konnte daran vorbei rollen. Schon ging der Downhill Spass weiter. Wegen der Kälte wären ein paar Handschuhe optimal gewesen. Aber man kann bei einem Alpencross nicht alles dabei haben. Es war schon nach 18 Uhr als mir noch einige Biker entgegen kamen. Ich denke, die hatten keine Ahnung davon, was noch vor ihnen lag.

Um dreiviertel Sieben kam ich in Mayrhofen an. Vor Nässe triefend fragte ich im Hotel Alpendomizil Neuhaus mit den Worten "Hier kommt der Regenmann auf der Suche nach einem Zimmer". Es war noch ein Zimmer frei und das Bike konnte ich in der Garage des weit verzweigten Hotels unterstellen. Während der Bestellung des Abendmenüs frug mich die Bedienung vorsorglich, ob ich das überhaupt alles essen könne, denn die Portionen wären nicht gerade klein. Die Portionen waren dann aber gerade richtig für meinen Hunger. Es blieb nichts übrig, außer etwas Krautsalat, den ich wegen des Kümmels für ungenießbar hielt. Meine 'täglichen zwei Weißbiere' reichten nach der anstrengenden Tagesetappe nicht aus.

8. Etappe: Von Mayrhofen im Zillertal über Achensee bis Daheim

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Das Höhenprofil der 8. Etappe
mit dem höchsten Punkt bei Maurach am Achensee (etwa 1000 m) (RPM = Trittfrequenz)

Nach den durchschnittlichen 100 km pro Tag der letzten Etappen wollte ich es in einer Etappe bis nach Hause schaffen. Bei dem Dauerregen konnte man auch nichts anderes tun als nur fahren, um nicht auszukühlen. Von dieser Etappe gibt es keine Fotos, da die Kamera die gesamte Zeit in der Regenschutzhülle bleiben musste.


Nach dem Frühstück im Hotel in Mayrhofen musste ich gleich die Regenklamotten anziehen und den Regenüberzug über den Rucksack ziehen. Sogar der Radl Computer bekam einen Einmalhandschuh als Überzieher, damit er die Tour bis zum Ende dokumentiert und nicht wegen des Dauerregens absäuft.

Die etwa 30 km von Mayrhofen bis ins Inntal kann man auf einem Radweg fahren. Bei dem Wetter war ich an dem Tag wohl der einzige Biker. Außer einer Joggerin waren auch keine Fußgänger unterwegs, so dass ich mich voll und ganz auf das Umfahren der Pfützen konzentrieren konnte. Zwischen Schlitters und Strass kam mir die Zillertalbahn entgegen. Bisher behinderte nur der Dauerregen die Sicht, jetzt aber noch zusätzlich der sich im ganzen Tal ausbreitende stinkende Qualm der Lokomotive, hust, hust.

In Jenbach (560 m) war das gemütliche Fahren zu Ende - soweit man bei dem Wetter überhaupt von gemütlich reden konnte. Auf den etwa 4 km bis Maurach am Achensee sind über 400 Höhenmeter zu bezwingen. Bei trockenem Wetter ist es eigentlich kein Problem, doch mit den Regenklamotten war es das reinste Saunabad. Zu allem Ärger sprang mir auch noch die Kette zwischen Ritzel und Speichen und verklemmte sich ganz gemein. Alles war klamm und jetzt hatte ich auch noch Kettenschmiere an den Händen. Mit den Reinigungstüchern, die ich glücklicherweise dabei habe, war das Problem schnell erledigt. Weiter - nur nicht kalt werden!

Ab dem Achensee (930 m) geht es mit ganz leichtem Gefälle bis zum Sylvenstein Stausee (780 m). Ich versuchte mit möglichst viel Kraft zu fahren, damit ich nach dem Schwitzen nicht zu sehr auskühlte. Ab hier war überall der Via Bavarica Tyrolesis Radweg ausgeschildert. Vor Achenwald versäumte ich es rechtzeitig vom Radweg auf die Straße zu wechseln. Der Radweg macht hier einen sinnlosen Umweg durch ein Seitental und dazu hatte ich wirklich keine Nerven!

Ab der Sylvenstein Staumauer gibt es einen Tunnel für Radfahrer. Das schönste an dem Tunnel war, dass ich ein kleines Stück ohne Regen fahren konnte. Der Radweg führt weiter bis Lenggries. Von dort führte bis Bad Tölz ein bei diesem Wetter relativ schmieriger Schotterweg mit vielen Pfützen durch die Isarauen. Endlich, nach über 5 Stunden lässt der Regen nach. Von Bad Tölz ging es über die letzten kleinen Hügel bis nach Hause.

Zu Hause ging ich auf dem kürzesten Weg zur Waschmaschine und zog dort meine vollkommen durchnässten Klamotten aus. Sogar die Schuhe waren voll mit Wasser. Auf ein Weißbier hatte ich an diesem Abend keinen Durst, schon eher auf einen heißen Tee! Die Fahrt im Dauerregen hatte glücklicherweise keine gesundheitlichen Folgen.

Fazit der Tour

August 2007: Ich hatte meinen ersten Alpencross geschafft! Sogar in persönlicher Bestzeit, aber wahrscheinlich auch nur deshalb, weil das bescheidene Wetter mir keine andere Wahl lies, wie Fahren, Fahren und noch einmal Fahren. Eigentlich wollte ich mehr, als nur Wolken verhangenen Berge sehen.

Zusammenfassung:
Gesamtstrecke Haustür bis Haustür: 767 km
Gesamtfahrzeit: 49 Stunden 54 Minuten
Gesamtsteigung: etwa 10 000 Höhenmeter
mittlere Trittfrequenz: 38 RPM (d.h. insgesamt > 113 000 Kurbelumdrehungen)
mittlere Leistung: 92 Watt
Durchschnittsgeschwindigkeit: 15 km/h
Durchschnittsverbrauch: 0,8 l Weißbier pro 100 km, plus ungezählte Liter an Wasser, Kaffee und Cola ...

Die Konsequenzen

Die Technik des Bikes muss auf solch einer Tour absolut zuverlässig sein! Der Ärger mit der übergesprungenen Kette war die Geburt der Idee für besseres: Gleich nach der Tour wurde das Bike auf eine Rohloff Schaltung umgerüstet.

Es ist ein riesiger Unterschied, ob man nur stundenweise oder tagelang auf dem Sattel sitzt. Sitzprobleme lassen sich nicht verhindern. Nach der Tour wurde ein besserer Sattel montiert und bessere Radlhosen angeschafft.

Eine GPS Track Aufzeichnung dieser Tour kam wegen penetranter Abstürze des dafür vorgesehenen Pocket Computer Programms nicht zustande. Das GARMIN GPS Handheld musste wegen Platzmangel zu Hause bleiben.

Während dieser Tour hatte ich eine digitale Spiegelreflex Kamera mit 12-fach Zoom dabei (in einer Box an der Sattelstütze). Damit gelingen zweifellos die besten Aufnahmen, doch das hohe Gewicht und Volumen sprechen dagegen. Für den nächsten Alpencross musste eine digitale Kompaktkamera reichen.


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