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Claudias Homepage
Transalp/Alpencross 2007
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zur 5. Etappe
zur 7. Etappe
Das vom Bike Computer aufgezeichnete Höhenprofil dieser 6. Etappe
mit dem höchsten Punkt (1730 m) während meiner Irrfahrt (RPM = Trittfrequenz)
An diesem Tag hatte ich eine ausgesprochene Pechsträhne: erst fahre ich ein paar hundert Höhenmeter im falschen Tal hinauf, dann läuft mir eine Frau ins Rad so dass ich stürze, als nächstes verliert der Hinterreifen die Luft und zur Krönung dieser Pannen sah es zunächst so aus, als wenn ich an diesem Tag kein Hotelzimmer finde. Doch dann hat sich aber noch alles zum Guten gewendet. Ich darf auch nicht vergessen zu erwähnen, dass ich an diesem Tag keine Regenklamotten benötigte!
In der Skiwerkstatt des Hotel Corona in Cortina d' Ampezzo kann ich endlich eine seit Tagen lose Schraube an der Halterung meiner Gepäck- Box festziehen.
Als Tagesziel stehen heute die Drei Zinnen auf dem Plan. Von Cortina d' Ampezzo (1210 m) aus geht es erst einmal etwa 7 km im Val d' Ampezzo hoch. Leider habe ich vorher nicht gründlich in die Karte geschaut, bzw. mein Navi nicht eingeschaltet. Wegen des trüben Wetters fällt mir nicht auf, dass ich nach den ersten 7 km einen Abzweig verpasse und auf dem gut ausgebautem Weg in das Fanestal, d.h. in die genau entgegengesetzte Richtung fahre. Ich bestaune hier die interessante Landschaft mit den tiefen Schluchten und Wasserfällen. Erst als sich der zunächst gemütliche Radlweg immer mehr in einen knüppelharten Trail verwandelt werde ich misstraurisch. Navi einschalten und die Position bestimmen: Oh Schreck - jetzt aber schnellstens Umdrehen, denn so werde ich mein Etappenziel heute nicht erreichen!
Nachtrag: Wenn ich den bevor stehenden Ärger geahnt hätte, dann wäre ich sicher nicht umgedreht und über die Fanesalm, den Pso. d' Limo (2170 m), Rifugio Pederü und St. Vigil ins Pustertal gefahren. Das wäre "MTB-technisch" gesehen wohl auch die interessantere Alternative gewesen - eine Idee für das nächste Mal ...
Als ich etwa 10 km auf dem "richtigen" Weg, den "Bahnweg" über den Passo di Cima Panche (1530 m) in Richtung Schluderbach und Dürrensee unterwegs bin überhole ich eine Gruppe von etwa 10 Wanderern. Der Weg war (wie im 1. Bild: Bahnweg zwischen Schluderbach und Dürrensee) etwa 4 m breit und sicher breit genug um problemlos, das heißt mit ausreichendem Abstand an ihnen vorbei fahren zu können. Nach dem ich an den ersten Wanderern vorbei bin schreit eine Frau aus der bereits überholten Gruppe grundlos "precauzione bici" (Vorsicht Rad). Hierdurch sprang eine Frau aus der vorderen Gruppe wie in Panik zur Seite - und mir genau vor das Rad. Ein Ausweichen war nicht mehr möglich. Mir verreißt es die Lenkstange, so dass ich mich überschlage. Der Überschlag war schon allein wegen meines relativ schweren Rucksacks nicht zu vermeiden. Ich landete glücklicherweise in einer weichen Wiese neben dem Weg, so dass mir nichts schlimmeres passiert. Lediglich eine Prellung und verschmutzte Kleidung. Die Wanderer waren genau so erschrocken wie ich. Sie hatten keinen Zweifel daran, dass sie den Unfall auf Grund ihrer dummen Spielerei provoziert hatten. Sie entschuldigen sich bei mir. Wir unterhielten uns noch etwa 10 Minuten in einem englisch - italienischem Mix und verabschiedeten uns mit den besten Wünschen. Mir zitterten die Knie, das hätte das Ende der Tour und ein Krankenhausaufenthalt bedeuten können.
Endlich bin in Sichtweite meines Ziels: die Drei Zinnen. Doch welche Enttäuschung: die Felsen sind in Wolken verhüllt (2. Bild: Drei Zinnen Blick). Ich überlege mir lange, ob es sich unter dieser Bedingung überhaupt lohnt ein paar hundert Höhenmeter hoch zu fahren um dann anstelle der Drei Zinnen auch nur die Wolken aus der Nähe zu sehen? Nein, denn ich würde es wahrscheinlich heute auch zeitlich nicht mehr schaffen.
Auf dem Radweg durch das Valle di Landro in Richtung Toblach fährt sich das Bike auf einmal so schwammig. Der Reifen des Hinterrades ist platt! Ich suche mir eine grüne Wiese für ein Pannen-Picknick. Beim Versuch den Reifen aufzupumpen der nächste Schreck: die Luftpumpe passt nicht mehr aufs Ventil, dabei war ich mir absolut sicher, dass ich die Pumpe schon einmal ohne Probleme benutzt habe. Ich untersuche in meiner Not die Pumpe genauer. Zum Glück war nur der Ventiladapter umgedreht. Irgend jemand hatte sich heimlich die Pumpe ausgeliehen. Danke, dass ich die Pumpe zurück bekommen habe! Die Ursache der Panne war ein porös gewordener Schlauch. Ersatzschlauch rein und weiter geht's.
Nach dem ganzen Ärger reichte es mir für heute und wollte mir in Toblach ein Wellness Hotel suchen. Ich bekomme jedoch in allen Hotels eine Absage. Stets die Begründung, dass zur Zeit ganz Italien Urlaub hat und alles ausgebucht ist. Auch im Fremdenverkehrsamt bekomme ich nur Adressen, die sich als bereits belegt herausstellen. Ich esse erst einmal eine Pizza und schaue mir endlich in Ruhe die Karte an: es geht ab hier gemütlich das Pustertal hinunter. Es ist erst drei Uhr. Was hält mich denn überhaupt noch in Toblach? Nichts!
Der Pustertal Radweg ist nach den Anstrengungen und Erlebnissen des Tages eine echte Erholung (3. Bild: Blick zurück in die Sextner Dolomiten). Zwischen drin gibt es Tunnel - extra für Radfahrer, mehr als hundert Meter lang und beleuchtet! Als ich durch Bruneck fahre, habe schon gar keine Lust in einem Hotel nach einem Zimmer zu fragen, da auch hier die Straßen voller Menschenmassen (Urlauber) sind. Ich fühlte mich auch wieder relativ fit, so dass ich lieber noch etwas weiter im Pustertal herunter fahre.
In St. Lorenzen ist der Pustertal Radweg irgendwie zu Ende, zu mindestens traue ich mangels einer klaren Ausschilderung dem weiteren Verlauf nicht (ich will nicht nach St. Vigil hinauf!) und fahre vorsichtshalber auf der Straße weiter. Heute weiß ich, dass man auf dem Radweg weiter fahren kann, denn er führt nur um einen kleinen Hügel.
In Kiens sehe vom Radweg aus das Hotel zur Post. Die mehr als 80 km reichen mir für heute! Das Hotel macht auf den ersten Blick einen recht verlassenen Eindruck, der aber täuscht. Sie haben ein Zimmer frei und ich kann mein Bike in der Garage abstellen. Das Abendessen war gut. Ich bekomme meine Tagesration von zwei Weißbieren, so dass der Tag doch noch einen guten Abschluss findet.
Das 4. Bild zeigt das Pustertal zwischen Kiens und Mühlbach.