Selbstbewusstsein oder Narzissmus?

Bin ich aufgrund meiner Selbstdarstellungen – wie zum Beispiel auf meinen Websites – besonders selbstbewusst oder gar narzisstisch veranlagt?

Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen diesen Begriffen?

Unter dem Selbstbewusstsein versteht die Psychologie die Bewertung des Selbst im Vergleich mit anderen Personen. Das Selbstbewusstsein bezieht sich auf die eigene Persönlichkeit, die eigenen Fähigkeiten, gemachte Erfahrungen oder das Ich- und Selbst-Empfinden. Eine andere Definition von Selbstbewusstsein lautet, dass man von seinen Fähigkeiten und seiner selbst überzeugt ist und dies mit einem selbstsicheren Auftreten zeigt. Ein selbstbewusster Mensch sieht seiner Zukunft optimistisch und angstfrei entgegen.

Selbstbewusste Menschen gehen mit neuen Herausforderungen und mit Problemen gelassener um. Sie strahlen Zuversicht und Sicherheit aus. Auch in Konfliktsituationen bleiben sie gelassen, ohne arrogant zu wirken.

Ein gestörtes Selbstbewusstsein kann die Ursache von Krankheiten sein. Auch Scham, Einsamkeit und Angst oder unkontrollierbare Wut können Symptome sein. Am bekanntesten ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung.

Ein weit verbreiteter Irrtum ist es, dass narzisstische Personen ein besonders großes Selbstbewusstsein haben. Sie leiden dagegen unter Minderwertigkeitsgefühlen, haben keine positiven Gefühle für sich selbst und kein gesundes Selbstwertgefühl.

Das Selbstvertrauen einer narzisstischen Personen ist nicht echt. Sie ist unsicher und hat Angst, dass man sie durchschaut. Sie muss deshalb etwas anderes vortäuschen. Eine narzisstische Person behauptet von sich, dass sie etwas Besonderes sei, oder dass sie die Beste sei. Sie erwartet von anderen bewundert und gelobt zu werden.

Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zeigt sich durch ein niedriges Selbstbewusstsein und übertriebene und realitätsfremde Selbstdarstellung und Selbstüberschätzung. Diese Personen haben ein mangelndes Selbstwertgefühl, fehlende Empathie ( können nicht Anteil nehmen an dem was andere erleben oder erleiden) und Angst vor Kritik an ihrer Person.

Forscher haben herausgefunden, dass ein Narzisst schon mit einer einzigen Frage entlarvt werden kann. Man solle die Person einfach sich selbst einschätzen lassen, wie viele narzisstische Züge sie hat.

Typische psychologische Narzissmus-Definitionen beinhalten diese Punkte:

Autoritätsanspruch und Führungsdenken (ich bin der geborene Anführer),
Hang zur Selbstdarstellung (ich stehe gerne im Mittelpunkt) und
ausbeuterisches Verhalten (ich kann andere leicht manipulieren).

Ich denke, dass keiner der drei vorgenannten Punkte für mich zutreffen. Ich bin zwar gerne unter Menschen und möchte nicht im Abseits stehen, aber meine Selbstdarstellung hat ihre bewussten Grenzen.

Während meiner Transition habe ich mir ein großes Selbstbewusstsein angeeignet. Ohne dieses hätte ich sicherlich nicht die Herausforderungen in meinem neuen Leben als Frau meistern können. Rückblickend bin ich selbst überrascht, wie viele mutige Schritte ich gegangen bin. Wenn ich narzisstisch veranlagt wäre, dann hätte mir der notwendige Optimismus gefehlt um zu glauben, dass am Ende alles gut wird. Ein besonders krasses Beispiel dafür war mein erster Tag als Frau in meinem alten Beruf (mehr dazu in meinem Buch).

Ich denke, dass ich ein ausreichendes Selbstwertgefühl besitze und deswegen gegenüber anderen Menschen sicher auftreten kann. Ich kann mit anderen Menschen offen sprechen und erlebe es deshalb immer wieder, dass meine Offenheit mit Verständnis und Liebenswürdigkeit belohnt wird.

Ich kann nicht abstreiten, dass ich mich gerne in meine eigene neue Weiblichkeit verliebe. Heute kann ich es genießen endlich so zu sein, wie es mir vor meiner Transition noch als unerfüllbarer Wunschtraum erschien.

Dazu zählt vor allem feminine Kleidung, wobei ich es gerne in Kauf nehme, mich damit von der eintönigen (Jeans-tragenden) Masse abzuheben. Aber warum sollte ich mich deswegen als etwas besonderes fühlen?

Mit meinen Geschichten möchte ich Menschen, die sich in vergleichbaren Situationen befinden, Mut machen, so dass sie auch ihren Weg zum Glücklichsein finden. Keinesfalls möchte ich mich mit meinen Geschichten als besondere Persönlichkeit darstellen. Ich möchte als Frau gesehen werden, die am normalen Leben in der Gesellschaft teilnimmt.

Meine Erfahrung ist, dass ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein entscheidend für ein glückliches und gesundes Leben ist.