Wie immer: Das Abenteuer Bahnfahren
Ich hatte die Bahnfahrten und das Hotel etwa vier Wochen vorher gebucht. Wie fast jedes mal kamen vor der Reise Meldungen, dass es „Fahrplanänderungen“ gibt. Zunächst im positiven Sinn, spätere Abfahrt und frühere Ankunft. Aber ich hatte mich zu früh gefreut. Zunächst wurde ein Ersatzzug angekündigt, was kein Problem gewesen wäre. Aber eine Stunde vor Beginn der Fahrt kam die Meldung, dass der Ersatzzug entfällt und ich eine alternative Verbindung wählen solle.
Zum Glück war ich mit dem Packen fertig und habe mich schnellstens auf den Weg gemacht. Auf der Strecken bis München gab es eine „Signalstörung“, so dass die S-Bahn ständig lange anhielt und eine halbe Stunde später am Münchner Hauptbahnhof ankam.

Ich erreichte einen ICE, den ich bis Nürnberg fahren konnte, um dort in einen ICE nach Leipzig umzusteigen. Der ICE nach Leipzig war relativ leer und würde etwa 90 Minuten länger fahren. Ich konnte mir ein Essen an den Sitzplatz bringen lassen.
Ankunft in Leipzig um 18:15 Uhr. Ich rumpelte mit meinem Rollkoffer in etwa 10 Minuten bis zum Hotel. Etwa eine Stunde später traf ich mich mit meiner Tochter und ihrem Freund, um gemeinsam Essen zu gehen. In der folgenden Nacht konnte ich fast nicht Schlafen: ungewohntes Bett, den gesamten Tag zu wenig Bewegung und zu viel gegessen.
Keine Fahrkarte per App
Während der Vorbereitung meiner Reise hatte ich gefunden, dass es eine „LeipzigMove“ App gibt, mit der man u.a. ganz einfach Fahrkarten für die Straßenbahn kaufen kann und diverse Ermäßigungen erhält. Noch im Hotelzimmer versuchte ich die App zu installieren und mich zu registrieren. Dabei passierte ein Fehler. Ich konnte weder die Registrierung korrigieren noch die App neu installieren, stets erhielt ich eine Fehlermeldung, obwohl ich alle Daten der App gelöscht habe.

Was jetzt? Ich war ratlos und verärgert über die schlechte App, dabei wollte ich so oft wie möglich die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Dann fiel mir, ein, dass es überall Verkaufsautomaten für Fahrkarten gibt, sogar direkt vor meinem Hotel. Ich kaufte mir eine „LEIPZIG CARD“ für 3-Tage und konnte mit der Erkundung von Leipzig beginnen.
Als ich bereits wieder daheim war erhielt ich eine Email, dass mein Zugang zu „LeipzigMove“ wegen meines „missbräuchlichen Verhaltens“ gesperrt sei. So etwas nennt sich Gastfreundschaft. Ich habe die App entsprechend negativ bewertet und gelöscht.
Das Wetter war wechselhaft. Meine Jacke war entweder zu warm oder nicht regenfest. Also war zunächst Shopping angesagt. In allen Bekleidungsgeschäften war „SALE“, doch erst in der Galeria fand ich etwas passendes. Nach der Anprobe zur Kasse. Dort nur der Hinweis, dass man zur Kasse im Erdgeschoss gehen solle. Oh Schreck, dort stand eine etwa 20 Meter lange Schlange an. Man versteht, warum immer mehr im Online-Handel gekauft wird.
Asisi-Panometer
Ich kannte die Asisi-Panometer bereits von Dresden, wo ich von den 360-Grad-Panoramen begeistert war (siehe mein Buch). Ich machte mich mit der Straßenbahn auf den Weg und musste etwa 600 Meter bis zum Panometer laufen. Der Eintritt kostete regulär 16€, aufgrund meiner Leipzig Card nur 14€.
Es wurde aktuell die Ausstellung „Die Kathedrale von Monet – Freiheit des Malens“ gezeigt. Die Ausstellung war zwar interessant, aber doch eher etwas für an Malerei interessierte.

Anschließend fuhr ich zurück ins Zentrum bis zum Augustusplatz. Dort gibt es viele Sehenswürdigkeiten, aber ich hatte mittlerweile Hunger und Durst. Ich setzte mich nach einem ziellosen Hin- und Herlaufen in das nächstbeste Italienische Restaurant. Später erkannte ich, dass ich eine große Auswahl weiterer Restaurants gehabt hätte. Allerdings war ich wegen der vielen Touristen genervt, sowie aufgrund der letzten Nacht ziemlich müde und machte mich auf den Weg zu meinem Hotel. Ich habe dann 9 Stunden am Stück geschlafen.
Der Museums-Flop
Leipzig bietet viele Sehenswürdigkeiten, so dass man sich entscheiden muss, was man in der kurzen Zeit wirklich anschaut. Auf der Website der Stadt Leipzig fand ich das „Automatikmuseum“, Zitat: „Als einziges Spezialmuseum seiner Art in ganz Deutschland ermöglicht die Schau einen historischen Einblick in die Welt der Automaten.“
Als Technik-interessierte machte ich mich mit der Straßenbahn auf den Weg. An der fraglichen Adresse in der Karl-Heine-Straße angekommen, fand ich jedoch keinen Hinweis auf irgendein Museum. In dem Gebäude befanden sich Firmen und anderes. Paketdienste gingen ein und aus, sonst war kein Mensch zu sehen, den ich fragen könnte.
Jetzt hatte ich viel Zeit, denn ich wollte mich später mit meiner Tochter treffen, sie wohnt nicht weit weg von hier. Auch hatte ich keinen Nerv um die Zeit zu nutzen, um mir eine andere Sehenswürdigkeit, wie z.B. das Völkerschlachtdenkmal anzuschauen. Es würde sicherlich von Touristen überlaufen sein. Ich setzte mich einfach in einem großen Park in der Nähe der Weißen Elster auf eine Bank. Irgendwann überfielen mich Ameisen, so dass ich flüchten musste. Jetzt war meine Tochter daheim, so dass ich sie besuchen konnte.
Die Bootsfahrt
Vorweg: Es war für mich das schönste Erlebnis in Leipzig.

Meine Tochter hatte für uns drei eine Bootsfahrt reserviert. Der Start war an der Weißen Elster und nur wenige hundert Meter entfernt von ihrer Wohnung. Alle Plätze auf dem Boot waren ausgebucht.
Die Bootsfahrt dauerte etwa 90 Minuten, wobei der Kapitän viel erzählte. Das Boot wendete im Elstermühlgraben (dort ist der weitere Kanalverlauf unterbrochen). Auf der Rückfahrt bog das Boot in den Karl-Heine-Kanal ein. Dieser tief in die Umgebung eingeschnittene Kanal mit den hohen Brücken ist sicherlich der interessanteste Kanal in Leipzig. Der Kapitän merkte an, dass der Kanal an Wochenenden wegen vieler Ruderboote kaum passierbar sei.
Nach der Bootsfahrt ein gemeinsames Abendessen auf einer Terrasse direkt über der Weißen Elster, also dort, wo wir zuvor mit dem Boot vorbei gekommen sind. Auf der Fahrt mit der Straßenbahn zu meinem Hotel sah ich noch einmal das Elsterwehr.
Auf den Wackelturm
Mein letzter Tag in Leipzig. Nach dem Frühstück im Hotel – wobei es erstaunlicherweise an diesem Tag kein Gedränge am Buffet gab – und dem Kofferpacken die Frage, was sollte ich unternehmen? Am Nachmittag wollte ich gemeinsam mit meiner Tochter ein Museum besuchen, also nicht noch ein weiteres Museum! Vor meiner Reise hatte ich in der Videothek einen Bericht über Leipzig geschaut, in dem der „Wackelturm“ vorkam. Er nennt sich offiziell „Aussichtsturm Rosental“ und wurde 1975 auf dem künstlich aufgeschütteten Rosentalhügel errichtet.

Irgendwo fand ich den Hinweis, dass man ihn über den „Marienweg“ in Möckern erreicht und fuhr mit der Straßenbahn dort hin. Eine Unmenge an Kleingärten, aber vom „Wackelturm“ war vor lauter Bäumen nichts zu sehen. Ich wusste die ungefähre Himmelsrichtung, der direkte Weg war aber von einer Bahnlinie versperrt. Ich fand eine Unterführung, doch der folgende Trampelpfad war zugewuchert und ich wollte mir keinesfalls eine Zecke einfangen, also wieder zurück und eine andere Unterführung suchen. Von hier aus waren es laut Karte noch etwa ein Kilometer bis zum „Wackelturm“, vorbei am „Froschteich“, den ich aber „links liegen“ lies. Der „Wackelturm“ war jetzt nicht mehr weit, aber immer noch nicht zu sehen. Erst nachdem ich den Aufstieg auf den Rosentalhügel geschafft hatte, konnte ich den „Wackelturm“ endlich durch die Bäume sehen. Ich war völlig verschwitzt und musste mich vor dem endgültigen Aufstieg umziehen.
Während des Aufstiegs (104 Stufen) überholten mich deutlich sportlichere Leute. Oben angekommen musste ich erst einmal „ausdampfen“. Dabei klingelte mein Handy. Es war ein beruflich bedingter Anruf, der vom Münchner Büro aus auf mein Handy weitergeleitet war. Ich erklärte, dass ich nicht im Büro sei, sondern zur Zeit in Leipzig Urlaub mache. Der Anrufer gab mir ungefragt Tipps, wo ich in Leipzig bayerisches Bier finden würde. Danke, aber deswegen bin ich nicht soweit gereist.

Jetzt noch ein „Beweisfoto“, dass ich mich auf den Wackelturm getraut habe (er wackelt wirklich und man muss schwindelfrei sein). Ich sendete das Foto meiner Tochter, um u.a. unser für den Nachmittag geplantes Treffen zu bestätigen. Ich ging auf dem selben Weg wieder zurück, denn ich wollte mich keinesfalls verlaufen.
Zurück im Zentrum hatte ich noch viel Zeit bis zum Treffen, deshalb wollte ich das „Alte Rathaus“ besichtigen. Am Eingang empfing mich eine Dame mit den Worten, dass die Ausstellungen erst in einer dreiviertel Stunde wieder geöffnet seien. So viel Zeit hatte ich nicht. Ich setzte mich am Richard-Wagner-Platz auf eine schattige Bank und schaute dem Treiben am Tröndlinring zu. Wir trafen uns dann hier, um gemeinsam zur „Runden Ecke“ zu gehen.
Museum in der „Runden Ecke“
Der Name dieses Museums lässt erst einmal nicht darauf schließen, was darin zu sehen ist. Es ist eine Gedenkstätte, die 1990 unmittelbar nach der Friedlichen Revolution entstand. In der „Runden Ecke“ findet man derzeit die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“. Das Museum befindet sich in der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. In den ehemaligen Büros der Stasi kann man sich über Funktion, Arbeitsweisen und Geschichte des MfS informieren.
Der Besuch der Ausstellung stimmte uns sehr nachdenklich. Es ist bedrückend, mit welchen Mitteln in der DDR friedliche Bürger ausspioniert und eingesperrt wurden. Ich habe 1972 Ostberlin besucht, wahrscheinlich wurden auch meine Daten von der Stasi gespeichert.
Heimreise – „alles wie immer“
Wie gewohnt hatte ich wieder von der Bahn Benachrichtigungen erhalten, dass es mehrere „Änderungen für meine Reise von Leipzig nach Wolfratshausen“ gibt. Die neue Abfahrtzeit war jetzt 18:10 Uhr und ich würde in München die S-Bahn nicht erreichen. Aber es kam viel schlimmer.
Eine Durchsage informierte gleich zu Anfang, dass im Board-Restaurant aufgrund technischer Probleme keine warme Mahlzeiten serviert werden können. Super, denn ich hatte mich darauf eingestellt und den gesamten Tag so gut wie nichts gegessen. Das freundliche Personal konnte mir jedoch wenigstens ein belegtes Brot anbieten.
Zunächst wurde als Ankunft in München 0:21 Uhr angekündigt, so dass ich eine S-Bahn um 0:34 Uhr erreichen würde. Bis Nürnberg sah es noch gut aus. Aber auf der Strecke über Augsburg stoppte der ICE ständig und fuhr aufgrund von Baustellen sehr langsam. Der ICE kam dann etwa eine halbe Stunde später in München an. Ich musste deshalb fast eine Stunde lang auf die nächste S-Bahn warten. Um kurz vor 3 Uhr war ich endlich daheim.
Am nächsten Tag fehlten mir viele Stunden Schlaf. Ich habe selbstverständlich wieder zwei „Fahrgastrechtanträge“ gestellt.