Wie jedes Jahr nähert sich der Tag, an dem ich vor vielen Jahren das Licht der Welt erblickte. Und wie jedes Jahr wird erwartet diesen Tag besonders zu feiern. Doch dieses Jahr sollte alles anders werden. Nein, nicht weil ich es so wollte. Schon seit geraumer Zeit treibt ein Virus auf unserem Planeten sein Unwesen. Es herrscht Ratlosigkeit, wie man dem Virus begegnen kann. Alle klammern sich an die Zahlen eines Institutes. Mal dürfen Geschäfte öffnen, ein anderes Mal dürfen sie es nicht. Veranstaltungen finden seit langem nicht mehr statt. Private Feiern mit meinen Freundinnen durchzuführen ist verboten. Einzig die freie Meinungsäußerung bietet noch die Gelegenheit eine Versammlung anzumelden.
Was mache ich nur?
In meinem Kopf fing es an zu arbeiten. Sollte ich die Feier meines Geburtstages als Versammlung anmelden? Die Teilnehmer*innen wären ja eigentlich meine Gäste. Brauchen sie dann einen tagesaktuellen Test, welcher dann aussagt, ich bin virenfrei? Täglich verfolge ich die Nachrichten. Immer wieder ändern sich die Vorschriften. Mal werden andere Versammlungen nicht genehmigt. Bei andern Versammlungen soll die Teilnehmerzahl beschränkt werden.
Ein neues Problem stellt sich mir. Wie viele Teilnehmer*innen darf ich anmelden? Mir fällt gerade Dornröschen ein. Die dreizehnte Fee durfte nicht mit zur Geburtstagsfeier, weil ein dreizehntes Gedeck fehlte. Für mich auch ein unlösbares Problem, wen lade ich aus.
Wenige Tage vor meinem Geburtstag erhielt ich einen Anruf unserer Hausärztin. Sie möchte meine pflegebedürftigen Eltern besuchen. Genau einen Tag vor meinem Geburtstag. Jetzt wo ich beschlossen hatte die Feier abzusagen. Besser keine Gäste, dachte ich, als einige Freundinnen und Freunde auszuladen.
Wie schon geschrieben beherrscht diese Virus unser Leben. Es ist Wissenschaftlern gelungen ein Serum zu entwickeln, welches das Virus schwächt. Nur ist es nicht in ausreichender Zahl verfügbar. So erinnerte ich mich nicht mehr daran, einmal mit meiner Hausärztin darüber gesprochen zu haben. Und jetzt wolle sie ausgerechnet, wo mir jede Lust an Feiern vergangen war, einen Tag vor meinem Geburtstag bei mir vorbeikommen. Sie meinte nur, „Ich habe eine Überraschung für sie.“
Was sollte diese Überraschung sein? Nun ist war es so weit. Der Tag an dem die Ärztin kam. Ich entdeckte nichts besonderes an Ihr. Wo ist die Überraschung, von der sie am Telefon gesprochen hatte. Wie immer hatte sie nur ihren Arztkoffer mit. Ich bat sie ins Wohnzimmer. Da waren auch meine Eltern, welche ich auch noch zur Pflege betreue.
Die Impfung
Wir setzten uns an den Wohnzimmertisch. „Ich darf sie heute gegen den Virus impfen.“, sprach sie. „Sind sie damit einverstanden?“, war ihre Frage an meine Eltern und an mich gerichtet. Hier war sie, die Überraschung. Auch ich bekam jetzt an diesem Tag die Impfung. Damit war es möglich meinen Geburtstag zu feiern. So wurde die Impfung durch meine Hausärztin zu einem Geburtstagsgeschenk.