Email

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 2.06.2024

Deutschland-Tour mit dem Liegerad 2011

Die Tour im Rückblick

Rückblick

Gesamtstrecke: 2030 km (laut Fahrrad-Computer, 2020 km als Summe der GPS Aufzeichnungen),
Fahrzeit: effektiv 15 Tage, oder 135 Stunden,
das sind durchschnittlich 9 Stunden, 135 km pro Tag, oder 15 km/h,
fast 10.000 Höhenmeter, was einer Trans-Alp entspricht.
Der Titel 'Trans Germany' hat somit seine Berechtigung.

Planung & Wirklichkeit

Bereits auf den ersten Etappen stellte sich heraus, dass die während der Planung dieser Tour gemachten Annahmen (150 km pro Tag und 20 km/h) zu optimistisch waren.

Der Hauptgrund dafür ist, dass ein Radfahrer für das Erreichen des gleichen Ziels erheblich mehr Kilometer zurücklegen muss, wie jedes andere Verkehrsmittel.
Beispiel:
Für die ersten 6 Etappen dieser Tour beträgt die Luftlinie etwa 500 km. Mit dem Auto muss man dafür etwa 650 km fahren, aber als Radfahrer sind über 800 km notwendig!

Radweg

Der zweite Fehler in der Annahme war eine Durchschnitts-Geschwindigkeit von 20 km/h. Eine derartig hohe Durchschnitts-Geschwindigkeit kann man wohl nur auf bekannten Strecken erreichen. Auf dieser Tour musste ich häufig anhalten um die Karte (bzw. Navi) zur Hilfe zu nehmen, weil die Ausschilderung unbrauchbar war. Auch eine sorgfältige Planung schützte nicht davor, dass geplante Routen wegen einer Baustelle oder wegen eines Radfahrverbots als Sackgasse endeten und deswegen nervige Umwege erforderlich wurden. Dies kam mehrmals vor.

Dann sind noch die Mittelgebirge zu erwähnen. Das ständige Auf und Ab drosselte die Durchschnitts-Geschwindigkeit erheblich stärker wie zunächst erwartet. Auf einer so langen Tour muss man besonders an Bergen mit seinen 'Kräften' haushalten. Andernfalls wird man vorzeitig aufgeben müssen, weil zum Beispiel die Kniegelenke Alarmsignale senden.

Hier die GPX-Datei der D-Tour 2011 zum Download: TG_Track.zip. Die Gesamtentfernung der von Umwegen bereinigten Tour beträgt nur noch 1880 km. Das bedeutet für die Wiederholung dieser Tour würde man (theoretisch) einen Tag weniger benötigen. Aber bis dahin gibt es wieder neue Baustellen und andere gesperrte Straßen ...

Blumen am Wegesrand

Positives

Ein unvergessliches und schönes Erlebnis weil

  • Gesund und ohne Pannen wieder zurück,
  • fast jeden Tag eine andere Landschaft erlebt,
  • täglich unter freiem Himmel,
  • (fast) immer eine akzeptable Übernachtungsmöglichkeit findbar war,
  • man als Radfahrer immer freundlich aufgenommen wurde,

Negatives

Fernradtouren sind in Deutschland ein Abenteuer weil

  • viele Rad-Wegweiser mangels eines klar erkennbaren Ziels nur ein ärgernis sind,
  • viele der ausgeschilderten Radrouten nicht als Fernroute nutzbar sind,
  • Straßen für Radfahrer gesperrt werden, ohne dass eine alternative Route zur Verfügung steht,
  • Radwege oder Straßen in einem so schlechten Zustand sind, dass man ernste Schäden befürchten muss,
  • auf den Haupt-Radrouten zu wenig übernachtungsmöglichkeiten für Radler zur Verfügung stehen.
Radwegschäden

Ich stehe mit diesen Feststellungen zu Fernradwegen nicht alleine da. Die Mindestkriterien des ADFC für Radwanderwege sind unter anderem im Wikipedia - Radwanderwege gelistet. Die Erfahrungen aus dieser Tour bestätigen, dass besonders die folgenden Punkte häufig nicht erfüllt werden:

  • durchgängige Befahrbarkeit mit dem Fahrrad, auch mit Tandem oder Anhänger (also auch mit dem Liegerad, keine Treppen oder (Bahn-) Absperrungen über die man das Rad tragen muss),
  • einheitliche und durchgängige Wegweisung (so dass man nicht in jedem Ort den Verlauf erneut suchen muss, nur ein Pfeil oder nur die Angabe des Radwegnamens wie "D1" bedeuten keine effektive Hilfe, denn sie verhindern nicht, dass man versehentlich in die falsche Richtung fährt)
  • bei jedem Wetter befahrbar (keine Schlammlöcher, Pfützen, Sandlöcher, Pferdescheiße, ...)
  • regelmäßige Kontrolle und Wartung (nach Mäharbeiten bleiben Dreck und Dornenzweige liegen, unbefestigte Radwege werden von Kfz befahren, so dass Schlaglöcher immer tiefer werden, und Baumwurzeln sind fast der Normalfall, ...)

Zitat aus der o.g. Wikipedia Seite: "Landes- und kommunale Tourismus-Marketing-Gesellschaften richten gern zur Förderung des regionalen Tourismus Fahrradrouten ein, als Reisewege sind nicht alle geeignet."

Genau das ist das Problem: Fernradler werden als Touristen zweiter Klasse behandelt.


zurück | nach oben | Startseite