Letzte Aktualisierung: 19.03.2017
Kritiker werden jetzt lästern: das ist total "unsportlich" und (wegen des Akkus) nicht umweltfreundlich. Fakt ist jedoch, dass ein Elektrorad das effizienteste Verkehrsmittel ist. Bei entsprechend häufiger Nutzung eines Elektrorades überwiegen sogar die Vorteile für die Umwelt.
Siehe auch: Information zum Pedelec.
Das neue E-Mountainbike sollte eine Alternative zu meinem All-Mountain Bike sein. Also weniger fürs schwieriges Gelände, als mehr für lange Touren mit Gepäck. Aber auch als gesunde Alternative zum Auto für den täglichen Weg ins Büro. Anders wie mit einem normalen Tourenrad oder gar Rennrad ist man mit einem Mountainbike nicht auf Straßen angewiesen. Der Elektroantrieb verhindert, dass man total verschwitzt im Büro ankommt, auch wenn man schon am frühen Morgen 250 Höhenmeter ersteigen muss.
Es gibt sehr viele eBikes am Markt und normalerweise lohnt sich der Selbstbau auch nicht wirklich, besonders dann wenn die Erfahrung fehlt um die richtigen Komponenten auszuwählen welche dann ggf. nicht zusammen passen.
In diesem Fall waren die entscheidenen Argumente: man kann jeweils nur mit einem eBike fahren und warum soll ein zweiter Akku ungenutzt herum liegen (ein Akku altert auch bei Nichtbenutzung). Das neue eBike sollte deshalb über einen Antrieb verfügen, für den der Akku (einschließlich mehrerer Ladegeräte) des Liegerades verwendbar ist. So konnte ich etwa 500 € sparen.
Das Bild (Klick drauf) zeigt die Aufbauphase: Das Hinterrad mit der Rohloff Schaltnabe, Scheibenbremsen, sowie der Steuersatz und die Federgabel wurden bereits montiert. Im nächsten Schritt wurde der Antrieb mit Motor und Kette montiert.
Die Vorgaben für mein neues Bike:
a) Hardtail mit Montagemöglichkeit eines stabilen Gepäckträgers,
b) zuverlässige Rohloff-Nabenschaltung
c) Elektroantrieb mit Mittelmotor (ohne Spezialrahmen)
d) hydraulische Scheibenbremsen
e) Federgabel mit einstellbarer Luftfederung
f) Nabendynamo für eine zuverlässige Beleuchtung, sowie als Stromquelle für das Navi
g) wirksame Schutzbleche, damit der Dreck nicht bis in den Kragen fliegt
Warum ein Mountainbike und kein Tourenbike? Rahmen, Laufräder, Federgabel und Bremsen eines MTBs sind robuster. Ein Bike mit 26" Laufrädern lässt sich problemloser im Zug oder Auto transportieren. Dagegen bewerte ich ein MTB mit 29" Laufrädern als unpraktische Modeerscheinung welche keine wirklichen Vorteile in der Praxis haben (es soll lediglich neue Kaufanreize wecken). Es sind (2014) dazu auch weniger, bzw. nur teurere Komponenten verfügbar, was für mein Eigenbau-Projekt hinderlich wäre.
Die wohl umfangreichste Arbeit bestand darin die Einzelteile des Bikes auszuwählen. Es musste nicht nur ein "bezahlbarer" Rahmen gefunden werden indem sowohl ein Elektroantrieb wie auch eine Rohloff Schaltung montierbar war. Alle weiteren Einzelteile müssen zusammen passen. Es ist unglaublich, wie viele Varianten es von bestimmten Teilen gibt. Hierzu einige Beispiele: Laufräder (Naben und Felgen mit 32 oder 36 Speichen; Federgabel mit "Post Mount" oder "IS" Montage der Scheibenbremse; Durchmesser der Sattelstütze im Rahmen; Durchmesser von Lenkstange, Vorbau und Federgabel; Befestigung des Gepäckträgers bei Verwendung von Scheibenbremsen; usw.
Das kostspieligste Einzelteil ist die Rohloff Schaltnabe. Hier lohnte sich die Suche nach einem "Schnäppchen"-Angebot am meisten. Wie es der Zufall wollte, wurde ich in Nähe zum Büro fündig. Eine kleine Bike Manufaktur verkaufte gerade ihren Überbestand. Dort wurde mir neben diversem Zubehör ebenfalls eine Rock Shox Reba Federgabel zu einem außerst fairem Preis angeboten. Etwa 10 Tage später konnte ich die fertig eingespeichten Laufräder abholen.
Einen Hardtail Spezialrahmen zur Montage einer Rohloff Schaltung fand ich bei Drössiger. Ich konnte meine Wunschfarbe wählen und den Rahmen preisgünstig bei BIKE24 bestellen. Die Anfertigung und Lieferung erfolgte innerhalb von nur 14 Tagen.
Wegen der Rohloff Schaltung kam nur ein Elektroantrieb mit Mittelmotor in Frage. Ich wählte wieder einen Umbausatz von elektrofahrrad-einfach.de, denn der Umbausatz meines Liegerades hatte sich seit über 2 Jahren bestens bewährt. Wesentlich für die Entscheidung war aber auch, dass so der bisherige Akku ohne wenn und aber verwendbar ist.
Juli 2014: Das Hintergrundbild zeigt den Status des neuen Bike zu Beginn der Montage. Das Einspeichen der Laufräder hatte ich den Profis überlassen. Die Reifen und Bremsscheiben waren bereits montiert als mir die Idee für dieses Foto kam.
Der neue Rahmen wurde vor der Montage zunächst mit Hartwachs versiegelt. Dem Rahmen lag ein Beutel mit vielen kleinen Einzelteilen bei, aber keine Montage-Anleitung. Die Montage der Ausfallenden für die Rohloff Schaltung und Kettenspanner war deswegen ein Puzzle-Spiel. In die dazu notwendigen M6 Gewindelöcher des Rahmens passten keine Schrauben weil sie mit Farbe verstopft waren. Ich musste sie zunächst mit einem Gewindebohrer freischneiden.
Die Montage der Hinterrad-Scheibenbremse erwies sich erst einmal als unmöglich weil die Bremsscheibe einfach nicht zwischen die Bremsbeläge passen wollte. Die Bremsbeläge ließen sich dazu nicht weit genug zurück drücken. Es klappte erst, nachdem die Verschraubung der Hydraulikleitung etwas gelöst war, so dass überflüssiges Hydrauliköl entweichen konnte. Wieder etwas dazu gelernt ...
Dagegen lies sich der elektrische Antrieb völlig problemlos montieren. Ich hatte vorsorglich den empfohlenen Spezialschlüssel mitbestellt um die Tretlager-Verschraubung mit der notwendigen Kraft anziehen zu können.
Die Kette besaß einen Schnellverschluss und wäre deswegen schnell zu montieren gewesen. Zuvor musste jedoch die optimale Länge gefunden werden, damit sich die Länge innerhalb des Einstellbereichs des Kettenspanners befindet (siehe Bild). Eine Kette kann nur jeweils um 2 Glieder (etwa 2,5 cm) gekürzt werden. Dazu benötigt man einem Kettennieter um den Bolzen heraus zu drücken.
Vor dem Einpressen der Steuersatzlager in den Rahmen musste ich zunächst versuchen die Montage-Reihenfolge der Einzelteile zu verstehen. Die beiliegende Anweisung war total unübersichtlich und nicht hilfreich.
Die Montage des Rohloff Schaltdrehgriffes war schweißtreibend weil der Durchmesser der Lenkstange zur Mitte hin immer dicker wurde. Der Schaltdrehgriff lies sich relativ leicht bis etwa 2 cm vor die endgültige Position schieben, doch dann wollte er sich weder weiter vor noch zurück bewegen lassen. Erst durch vorsichtige Schläge mit einem Hammer war er wieder von der Lenkstange zu bekommen. Damit der Schaltdrehgriff an der notwendigen Position montierbar war musste die Lenkstange mit Schleifpapier etwa 0,1 mm dünner geschliffen werden.
Der Rohloff Schaltdrehgriff war bereits mit den Baudenzügen und der Schaltbox (siehe das Bild) vormontiert. Ich hatte mich über das günstige Schnäppchen gefreut, doch jetzt bei der Montage musste ich den Grund erkennen: Er war für die linke Seite der Lenkstange gedacht, was aber für mich unakzeptabel ist, denn ich war von meinem bisherigen MTB die rechte Seite gewohnt. Auch hätten die speziellen Ergo Lenkergriffe nicht gepasst. Damit die Reihenfolge der Gänge übereinstimmt musste ich die Schaltbox demontieren und dabei die Baudenzüge gegeneinander vertauschen. Lediglich die Beschriftung auf dem Schaltdrehgriff ist jetzt noch falsch. Aber wer schaut schon beim Fahren darauf ...
Die nächste böse Überraschung wartete nach der Montage der Akku-Einschubbox auf mich: Das Anschlusskabel war etwa 3 cm zu kurz um mit dem Stecker des Antriebs verbunden werden zu können. Ich musste ein längeres Anschlusskabel anlöten. Die Lötstellen wurden mit Schrumpfschlauch gegen Feuchtigkeit und Kurzschlüsse gesichert.
Jetzt war die erste Probefahrt zum Greifen nahe. Nur noch den Sattel montieren. Doch oh Schreck! Ich hatte übersehen, eine Sattelstützenklemme zu kaufen. Als temporäre Lösung kannibalisierte ich mein "altes" MTB.
Der erste Versuch einer Probefahrt endete bereits nach einem Meter weil die Schraube am Sattel nicht fest genug angezogen war. Aber dann stand der Probefahrt nichts mehr im Wege.
Zunächst ein paar Bremsentests: Die Vorderradbremse kann so stark zu packen, dass das Hinterrad hochkommt. Also bestens. Der Rahmen macht ein sehr stabilen Eindruck. Nichts wackelt, scheppert oder klappert bei Sprüngen oder Vollbremsungen. Die Federgabel verrichtet ihren Dienst perfekt. Die Verriegelung läßt sich (ohne Fernbedinung) zur Not auch während der Fahrt bedienen.
Die Rohloff Schaltung funktioniert bei ausgeschaltetem Motor wie gewohnt. Beim Fahren fühlt sie sich jedoch etwas rauher an wie ich es von meinem anderen MTB gewohnt bin. Sie muss offensichtlich erst eingefahren werden (Nachtrag 2015: so war es dann such).
Die Funktion der Motorsteuerung ist einfach zu verstehen. Das Display ist riesig und Dank Beleuchtung auch bei Dunkelheit gut ablesbar. Die Motorunterstützung kann in drei Stufen eingestellt werden. Das klingt bescheiden, aber mehr Stufen haben keinen echten Mehrwert. Nach etwa einer viertel Kurbelumdrehung setzt die Motorunterstützung ein. Nach wenigen Metern hat man in Stufe 3 bereits eine akzeptabel hohe Geschwindigkeit erreicht. Stufe 1 unstützt effektiv nur an Steigungen und garantiert Reichweiten von 100 km und mehr.
Testen an einer Steigung: Nach dem der Schwung abgebaut war, sollte - wie gewohnt - "schnell" ein kleinerer Gang eingeschaltet werden. Es war aber nicht wie gewohnt möglich. Nach einer Tretpause läuft der Motorzunächst noch etwas weiter und behindert wegen der Kraftausübung das schnelle Schalten. Man muss sich daran gewöhnen. Das Schalten ist bei Motorunterstützung erst nach einer etwas längeren Tretpause möglich. Der Motor hat so viel Kraft, dass nur selten der kleinste Gang notwendig ist. Eine 18% Steigung konnte relativ bequem mit 9 - 10 kmh hoch gefahren werden. Dazu war nicht einmal der kleinste Gang der Rohloff Schaltung notwendig. Kettenrad an der Kurbel: 46 Zähne; Ritzel auf der Rohloff Nabe: 15 Zähne; Entfaltungsbereich: 1,76 m - 9,27 m. Das reicht für 20%-ige Steigungen sowie für Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h.
Ein Tourenrad ist nicht nur für schönes Wetter, deshalb benötigt es Licht und Schutzbleche. Schon allein auf Grund der mit einem eBike deutlich höheren Geschwindigkeiten ist ein zuverlässiger starker Scheinwerfer unverzichtbar. Der Scheinwerfer sollte optisch und qualitativ gleichwertig zum roten SON Nabendynamo sein. Die Wahl fiel deshalb auf einen roten Supernova "E3 Pro2 Limitierte Farben". Er kommt in einer edlen Blechdose daher, so dass man ihn fast lieber in eine Vitrine legen möchte. Schon bei der Montage überzeugte die hochwertige Qualität. Bei der ersten Probefahrt in der Dämmerung kam echte Begeisterung auf: bereits bei Schrittgeschwindigkeit wird die Fahrbahn strahlend hell ausgeleuchtet. Die Standlichtfunktion sorgt in Verbindung mit seitlichen Lichtern dafür, dass man auch bei Ampelstopps nicht übersehen wird
Diese "Erleuchtung" hat aber auch einen stolzen Preis: Für die Kosten von Nabendynamo und Lampe könnte man sich im Baumarkt ein "Mountainbike" samt Licht kaufen. (Allerdings würde mir bei der Fahrt mit solch einem Billigrad ständig der Angstschweiß ausbrechen.)
Schutzbleche sind an einem Mountainbike immer ein Problem. Die meisten MTB Schutzbleche lassen sich nicht nur schlecht befestigen und schützen auch nicht wirklich. Nach intensiver Suche fiel die Wahl auf ein SKS Velo 65 Mountain Schutzblech Set mit optionalen Strebensatz. Das Schutzblech für das Hinterrad ließ sich schnell montieren und machte einen stabilen Eindruck. Aber an einer Federgabel findet man keine Befestigungsnöglichkeiten. Nach reichlicher Überlegung kam die Idee mit der Bohrmaschiene ein paar Befestigungslöcher direkt in die Federgabel zu bohren. Schon allein der Gedanke daran läßt einem die Nackenhaare senkrecht stehen, aber es gab keine andere Möglichkeit für die Montage der Stützstreben und die Federgabel ist an dieser Stelle ohnehin nach unten offen.
Endlich Radelwetter und die letzten fehlenden Teile konnte ich rechtzeizig montieren, so dass ich am Morgen erstmalig die mehr als 30 km lange Strecke zum Büro "ebiken" konnte. Nach ein paar Kilometern muss ich anhalten und die Regenjacke als Windschutz überziehen weil der Fahrtwind mich wegen der deutlich höheren Geschwindigkeit auszukühlen droht. Danach die all-morgentliche "Quäl-Dich" Steigung, auf der fast 100 Höhenmeter schweißtreibend zu erklimmen sind. Heute musste ich jedoch die Regenjacke nicht wieder ausziehen. Es geht locker in der 2. Unterstützungsstufe mit etwa 15 kmh die 10%-ige Steigung hinauf. Auf der weiteren Strecke konnte ich durchgehend mit mindestens Tempe 25 fahren. Im Vergleich zu einer Fahrt mit dem Liegerad ergab sich zwar keine neue Bestzeit, aber ich hatte weniger Stress weil ich mit dem e-Mountainbike weniger oft auf der Straße fahren musste.
Am Abend eine zusätzliche Testfahrt: Auf Forstwegen zum Starnberger See und wieder zurück. Dabei sind ebenfalls einige Steigungsabschnitte zu erklimmen, für die man bei einem normalen MTB schon einmal den kleinsten Gang benötigt. Jetzt aber bestimmt der gewählte Gang effektiv nur die Geschwindigkeit. Der Motor läßt sich von der Gangwahl nur wenig beeindrucken. (Allerdings wird man den Spaß einer höheren Geschwindigkeit mit einer deutlich verringerten Akku-Reichweite "bezahlen" müssen.) Ich kam mühelos jede Steigung hoch. Kein Wunder, wenn die Kritiker von e-Mountainbikes sagen, dass das Fahren damit "unsportlich" sei. Das nächste Mal werde ich für diese Tour wieder mein (motorloses) All-Mountain Bike nehmen.
Es reizte mich ungemein das neue e-Mountainbike während einer "echten" Bergtour zu testen - obwohl ich es mir eher für Straßentouren gebaut hatte. Der nahegelegene Blomberg und Zwieselberg bei Bad Tölz waren gerade richtig für diesen Test. Der Aufstieg von der Waldherrnalm vom Isartal aus (zwischen Bad Tölz und Lengengries) ist wegen der Steigungen zwischen 10% und 20% eine wahre Schinderei. Nur sehr gut trainierte Biker schaffen den Anstieg ohne Schiebestrecken. Auch das lose Geröll im oberen Teil macht das Biken nicht gerade einfacher.
Sunday Morning Sport
Sonntag Morgen kurz nach 9: Start direkt an der Haustür. Ich benötigte für die 26 km bis zum Fuß des Zwiesel etwa 80 Minuten. Nicht besonders schnell (19,5 km/h) für ein eBike, denn ich fuhr dieses Stück ganz ohne elektrische Unterstützung. Ich hatte noch keine Erfahrung wie weit die Kapazität des Akkus auf dieser extremen Steigung reichen würde und sparte deswegen erst einmal Strom.
Zu langsam?
Auf dem ersten Stück des Anstiegs experimentierte ich zunächst die optimalen Einstellungen von Schaltung und Motorunterstützung zu finden. Irgendwann hörte ich hinter mir einen immer näher kommenden Mountainbiker. Während er mich überholte sah ich, dass es auch ein e-Mountainbiker war. Er fuhr offensichtlich mit der höchsten Unterstützungsstufe. Ich fuhr lediglich mit der mittleren Unterstüzungsstufe, sowie in den kleinsten Gängen. Weiter oben musste ich ein paar Mountainbiker überholen. Sie schoben bereits, weil es für sie zu steil war. Ich erinnerte mich, dass mir hier bei meiner letzten Auffahrt (mit meinem "normalen" MTB) auch die Puste ausgegangen war. Jetzt war trotz Motor-Unterstützung die Auffahrt auch "kein leichter Spaziergang". Bekanntlich muss man bei einem Pedelec kräftig mittreten um einen steilen Berg hinauf zu kommen. Des weiteren war stellenweise höchste Konzentration erforderlich um die Spur zu halten weil der Weg extrem steil und wegen des Gerölls rutschig war.
Nichts kann einen eBiker stoppen - außer ein paar Wanderer
Ausgerechnet auf einem besonders steilen Stück kamen mir ein paar Wanderer entgegen, so dass ich meine Idealspur verlassen und anhalten musste. Nachdem die Wanderer vorbei waren versuche ich wieder anzufahren. Keine Chance! Wegen des Gerölls kam ich nicht in Fahrt. Ich probierte die Schiebehilfe. Es war jedoch ein totaler Fehlschlag weil mit der Aktivierung der Schiebehilfe gleichzeitig die Motor-Unterstüzung abgeschaltet wird. So kam ich nicht weiter. Auch das Schieben des schweren e-Mountainbike war wegen des Gerölls viel zu anstrengend. Bevor ich umkehren und wieder zurück fahren wollte um die Steigung mit Anlauf hoch zu fahren probierte ich die höchste Unterstüzungsstufe: Success! Mit durchdrehenden Hinterrad kam ich wieder in Fahrt. Geht doch ...
What goes up must come down
In jedem Fahrtechnik-Kurs lernt man, dass der Sattel vor einem Downhill tief zu stellen ist um das Körpergewicht so weit wie möglich nach hinten zu verlagern, um so das Vorderrad zu entlasten. Das war jedoch wegen meiner Beladung des Gepäckträgers nur bedingt möglich. Ich musste deshalb die steilen Geröllstrecken mit größter Vorsicht angehen. Dabei war die relativ lange Vorderradgabel vorteilhaft.
Weiter unten war der Belag des Forstweg fester, so dass ich das Bike mit bis zu 40 kmh rollen lassen konnte. Vor unübersichtlichen Stellen und Kurven mussten die Bremsen ihre Zuverlässigkeit beweisen. Nach dieser Tour hatten sich die Bremsbeläge und Scheiben optimal eingeschliffen. Rahmen einschl. Gepäckträger und anderer Anbauten erwiesen sich als stabil, d.h. keine Schwingneigung und kein Geklapper.
Bilanz (eine Auswertung der GPS Aufzeichnung)
Reine Fahrzeit: 04:07:21 (hh:mm:ss)
Länge der Strecke: 68,540 km
Maximale Geschwindigkeit: 53,66 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 16,63 km/h
Streckenbezogene Anteile:
bis 10 km/h: 9,4%
bis 15 km/h: 8,5%
bis 20 km/h: 13,8%
bis 25 km/h: 19,8%
bis 30 km/h: 28,8%
> 30 km/h: 19,8%
Minimale Höhe: 587,78 m
Maximale Höhe: 1.261,44 m
überwundene Höhen Bergauf: 1.027,39 m (über eine Strecke von 33,481 km)
Mechanische Arbeit Bergauf bei 100 kg Masse: 1007,9 kJ
Energ. Grundumsatz: 1.618,8 kcal
Ladestand des Akkus (36V, 11,6Ah) bei Fahrtende: ca. 75% - also zu viel gespart ...
Gleich während der ersten Kilometer auf dem täglichen Weg ins Büro sind auf einer 18%-igen Steigung 100 Höhenmeter zu erklimmen. Mit einem "normalem" Bike ist dies ein extrem Schweiß-treibender Frühsport. Um dies zu vermeiden habe ich bisher Umwege in Kauf genommen. Anschließend sind weitere etwa 30 Kilometer zu fahren, was naßgeschwitzt recht ungesund sein kann. Mit dem neuen eMountainbike kann ich das Problem vergessen: Im zweiten Gang der Rohloff und mit der mittleren Unterstützungsstufe des Antriebs beträgt die Geschwindigkeit etwa 7 bis 8 km/h. Die dabei von mir zu leistende Kurbelarbeit liegt deutlich unter 100 Watt, so dass kein übermäßiges Schwitzen auftritt.
Auf der weiteren etwa 30 Kilometer langen Strecke (mit etwa 250 Höhenmetern) beträgt bei mittlerer Unterstützungsstufe die Geschwindigkeit stets zwischen 20 und 30 km/h. Am Ziel angekommen leichten noch alle LEDs der Ladeanzeige des Akkus, was einen Stand von 80 bis 100% symbolisiert. Hochgerechnet könnte ich somit leicht 100 Kilometer pro Akkuladung (36V, 11,6Ah) fahren. Dieser Wert sollte jedoch nicht verallgemeinert werden, da ich die Motorunterstützung fast ausschließlich an Steigungen benutze. Ein "unsportlicher" Biker wird deshalb nicht so große Reichweiten erreichen.
Während der abendlichen Heimfahrt fahre ich die zuvor beschriebene 18%-ige Gefällestrecke hinunter. Ich lasse dabei die Geschwindigkeit auf über 50 km/h ansteigen. Beim Bremsen merke ich jedoch mit leichtem Erschrecken, dass die Bremswirkung deutlich schwächer wie bei meinen All-Mountain Bike ist. Die Urache ist wohl in der keineren Bremsscheibe (180 statt 203 mm) und im höheren Gewicht des neuen Bike zu suchen.
Alles hat seine Vor- und Nachteile. Kein Zweifel, Downhills machen mit dem neuen Bike weniger Spaß ...
Oktober 2014: Der Kilometerzähler zeigt mittlerweile über 2000 km an. Die Euphorie des e-Mountainbikes ist der Normalität gewichen. Die Fahrfreude mit dem relativ schnellen Bike wurde zu oft mit Schmerzen bezahlt. Es hatte sich als ein Irrtum erwiesen, dass ich auf eine Vollfederung verzichten könnte, weil ich das e-Mountainbike vorwiegend für Touren auf befestigten Wegen nutzen wollte. Ausgerechnet Radwege sind oft in einem so schlechten Zustand, dass die auf die Wirbelsäule wirkenden Schläge auf Dauer zu unerträglichen Schmerzen führen.
Abhilfe war notwendig! Dazu gibt es gefederte Sattelstützen. Entsprechende Teile findet man in vielen Preisklassen. Aber wenn die Federung nicht auf das Körpergewicht einstellbar ist, dann hilft das nur wenig. Ich entschied mich für eine Airwings Air 360. Der relativ hohe Preis erklärt sich in der aufwendigen Konstruktion. Schon allein die Einstellung der Sattelneigung ist ohne die sonst übliche Fummelei möglich. Die Federhärte kann über den Luftdruck optimiert werden. Enttäuschend war jedoch, dass in der beiliegenden Anleitung hierzu keine einzige Angabe findbar war. Nach drei Probefahrten hatte ich herausgefunden, dass für mein Körpergewicht (70 kg) ein Druck von etwa 10 Bar optimal ist. Obwohl man bei der ersten Sitzprobe den Eindruck hat, dass die Federung viel zu hart sei, schluckt die Sattelstütze beim Fahren alle sonst üblichen Stöße. Der Fahrspaß wird deutlich erhöht!
Kilometerstand: 2500, Morgens etwa 6:30 Uhr - Nachdem ich die schlampig abgesenkten Bordsteinkanten des Radweg an einer Straßeneinmündung gequert hatte trete ich plötzlich in das Leere. Mein erster Gedanke: die Kette ist gerissen! Ich halte an und sehe, dass die Kette nur von Zahnkranz des Motors abgesprungen ist. Ich krame mir einen Einmalhandschuh heraus und lege die Kette wieder auf den Zahnkranz. Am Abend, etwa 300 Meter bevor ich daheim gewesen wäre, springt die Kette noch einmal herunter. Ich denke mir dabei, dass ein Kettenspanner, so wie an meinem All-Mountain Bike, doch die zuverlässigere Technik ist. Ursache dieser Kettenprobleme ist die nach diesen 2500 km eingetretene Abnutzung der Kette (-> Verlängerung).
Auf das einfache kommt man nicht immer sofort. Man kann die Rohloff-Schaltung auch bei Motorunterstützung blitzschnell schalten! Man muss dazu nicht etwa eine Tretpause einlegen und warten bis der Motor dies registriert und dann ebenfalls Pause macht, sondern einfach etwa ¼ Pedalumdrehung rückwärts treten. Der Motor stoppt dabei sofort, so dass man schnell (und ohne Krachen) die Gänge wechseln kann. Dieser Trick ist wichtig um am Berg keinen Schwung zu verlieren.
Juni 2015: Start zur 'Adria - Dolomiten Transalp' (siehe Radtouren). Ich war auf dem Weg zum Münchner Hauptbahnhof und hatte nicht viel Zeit zu verlieren damit ich den Zug nach Bologna nicht verpasse. Die Gepäcktaschen waren randvoll und entsprechend schwer. Da musste es dann auch passieren: der Radweg endete an einer Bordsteinkannte, es krachte und anschließend schlief das Schutzblech des Hinterrades auf dem Reifen. Ich schaute mir das Problem an. Eine Schraube mit welcher sich der Gepäckträger am Rahmen abstützt war weg. Sch..., an eine Weiterfahrt war nicht zu denken. Um zurück zu fahren und das Fahrrad daheim zu reparieren reichte die Zeit nicht. Im meiner Not fielen mir die Kabelbinder ein, welche ich für alle Notfälle dabei habe. Die Notreparatur klappte. Ich durfte nur nicht noch einmal durch ein Schlagloch fahren. In Italien konnten wir Dank einer Schraubensammlung meines Freundes Klaus die Panne endgültig reparieren.
April 2016: Die hintere AVID Schreibenbremse quitschte ständig während der Fahrt. Alle Justierversuche und neue Bremspads blieben ohne Erfolg. Auch war die Bremswirkung im Vergleich zu meinem All-Mountain Bike eher bescheiden. Ich montierte deshalb ein Shimano Deore XT M8000 Scheibenbremsen Set. Bei dieser Gelegenheit tauschte ich auch die vordere Bremsscheibe gegen eine größere mit 203 mm aus. Es war ein voller Erfolg, kein quitschen mehr und eine Super Bremswirkung. Die relativ kurzen Brenshebel muss man wirklich nur mit zwei Fingern betätigen.
Juni 2016: Nach mehr als 5000 km war die Kette und das Rohloff Ritzel erneuerungsbedürftig. Um an extremen Anstiegen eine etwas höhere Trittfrequenz zu erhalten tauschte ich bei dieser Gelegenheit das bisherige Ritzel mit 15 Zähnen gegen eins mit 16 Zähnen aus. Nach der Montage der neuen Kette und des Ritzels verlief die erste Probefahrt noch ohne Probleme. Aber am folgenden Tag funktionierte der Pedelec Motor nicht mehr. Das Display zeigte dabei manchmal blödsinnige Fehlerkodes (Gasgriff nicht zurück gestellt?) an. Ich vermutete zunächst, dass ich bei diesen Arbeiten versehentlich irgend etwas an der Verkabelung des Antriebs kaputt genmacht hatte. Aber es war wohl ein merkwürdiger Zufall. Nach dem Einsenden des Motors zur Überprüfung und ggf. Reparatur an den Händler erhielt ich einen neuen Motor. Ein guter Service ...
Juli 2016: Kaum war ich 200 km mit dem neuen Motor gefahren trat unterwegs wieder eine Motorpanne auf. Auf einem holprieren Forstweg setzte der Motor zunächst mehrmals kurzzeitig aus um dann gar nicht mehr zu laufen. Dabei zeigte auch das Display nichts mehr an. Also offensichtlich kein Problem des Motors sondern deS Akkus oder der Verkabelung. (Der Akku war inzwischen fast 5 Jahre alt weil ich ihn auch bereits in meinem Liegerad verwendete.) Zu Hause angekommen stellte ich schnell fest, dass die Kontroll-LED am Akku im nur kurz aufleuchtete wenn man dem Akku einen Stoß versetzte. Ein untrügerisches Zeichen für einen Wackelkontakt im Akku. Für mich als Elektro-Ingenieur sollte die Reparatur eigentlich kein Problem sein. Doch zunächst musste ich - Abends um 21 Uhr - das Problem lösen wie ich das Akkugehäuse öffnen kann, denn es war mit Spezialschrauben gesichert. Ich musste mir einen speziellen Schlüssel anfertigen. Nach dem Öffnen des Akkus war die Ausfallursache schnell gefunden: Im Akku sind 40 Zellen verbaut, jeweils 4 parallel und diese Viererpack zehn mal in Serie. Die Verbindung zwischen den 9. und 10. Akku-Zellen-Viererpack war gebrochen. Die Schadstelle lies sich relativ leicht mit einem angelöteten Draht überbrücken. Der Akku war erst einmal gerettet und ich hatte mir etwa 450 € für einen neuen Akku gesparrt.
Juli 2016: Mein eMTB besaß bisher - so wie die meisten MTBs - keinen Kettenschutz. Die Folge ist, dass die Kette vom Hinterrad stark verdreckt wird. Bei einem Fahrrad mit Rohloff Schaltung kann - anders wie bei einer Kettenschaltung - ein Kettenschutz relativ einfach angebracht werden (sofern sich dieser mit dem Motor verträgt). Das Bild zeigt meine Lösung des Problems: Zwei etwa 30 cm lange PVC Rohre, zwei Rohrschellen, ein Blechstreifen und drei Schrauben. Das Foto entstand nach etwa 100 km Fahrt auf staubigen Wegen. Die Felge, der Rahmen und die Kettenschutzrohre sind voller Staub, aber die (rote Color-) Kette ist weitgehend sauber. Während der Fahrt machen sich die Kettenschutzrohre effektiv nicht bemerkbar.
Herbst 2016: Nach der morgentlichen etwa 40 km langen Fahrt ins Büro war der Akku - im Vergleich zu früher - auffällig leer. Okay, der Akku war inzwischen etwa 5 Jahre alt und hatte auf Grund der Nutzung in meinem Liegerad geschätze 30.000 km hinter sich. Also musste wohl oder übel ein neuer Akku her. Ich entschied mich dazu für einen baugleichen 100 € teueren Akku mit einer Kapazität von 13,6 Ah (anstatt wie bisher 11,6 Ah).
Die ersten Fahrten mit dem neuen Akku waren jedoch eher enttäuschend: An Steigungen war zwar spürbar, dass die Leistung des neuen Akku weniger einbrach, aber nach der 40 km langen Fahrt ins Büro war er fast genau so leer (etwa noch 25%) wie der alte Akku.
Der alte Akku war wohl doch noch nicht so schlecht wie zunächst vermutet. Ursache waren wohl die Temperaturen um Null Grad und mein gnadenloser Vorwärtstrieb. Ich hatte mir angewöhnt die gesamte Strecke mit maximaler Motorunterstützung zu fahren. Dies erklären auch die dabei erreichten Durchschnittsgeschwindigkeiten von etwa 25 km/h trotz der dabei zu überwindenden 250 Höhenmeter.
Damit ist der alte Akku noch lange kein Fall für die Entsorgung. Er wird mir auf den geplanten Langstrecken-Touren als Ersatzakku gute Dienste leisten.