Karte 19: GPS Track des 17. Tages, Lutherstadt Wittenberg bis Halberstadt (OpenStreetMap CC-by-SA 2.0)
am Gartenreich in Wörlitz
Burgtor am Radweg D3 bei Vockerode
Kaffeepause im Schloss Hohenerxleben
Europa Radweg D3 zwischen Staßfurt und Halberstadt
Halberstadt ist nicht mehr weit weg
Der Planung zufolge war dies mit fast 140 km eine der längsten Etappen dieser Tour, so dass ein rechtzeitiger Start und ein konsequent hohes Tempo notwendig waren. Während der Planung zu dieser Tour hatte ich gesehen, dass es auf dieser Etappe einige sehenswerte Stellen gibt.
Es war dann etwa ¾ 9 Uhr als wir die Trikes wieder aus dem Holzschuppen heraus und gepackt hatten. Am frühen Morgen hatte ein Regenschauer schlimmes befürchten lassen, doch es trocknete inzwischen wieder ab.
Vom Hotel aus zunächst durch einige Bahnunterführungen und dann über die Brücke auf die Südseite der Elbe um die südliche Variante des Fernradweg D10 zu nutzen.
Nach dem uns an der Nord- und Ostsee ein Ostwind ausgebremst hatte, kam jetzt der Wind aus Westen. Nicht umsonst lautet die Radfahrer-Weisheit: Der Wind kommt immer von vorne.
Nach etwas mehr als einer Stunde und 20 km erreichten wir Wörlitz. Wörlitz ist bekannt für das "Gartenreich" ein UNESCO Welterbe. Wir hatten aber nur Zeit für ein paar Fotos außerhalb der Anlage.
Weiter Elbe-abwärts. Vor Vockerode führt der Radweg an einem riesigen stillgelegten Kraftwerk vorbei, welches Heute ein Industriedenkmal und Museum ist. In Vockerode eine Umleitung weg vom Radweg D10 zum D3/D11. Hinter Vockerode führte der Radweg wieder auf die geplante Route, so dass wir die weiteren Sehenswürdigkeiten, den Waldpark Sieglitzer Berg nicht verpassen konnten. Der Radweg führt an den Statuen von Diana und Apollo vorbei, durch ein Burgtor (siehe Bild) und an der Solitüde vorbei.
Etwa 5 km weiter erreichten wir Dessau. Der Radweg D10 führt hier an einer Elbe-Schleife vorbei. Weiter bis Aken an der Elbe. Ab hier weiter auf Straßen bis Nienburg (Saale). Von dort auf dem Fernradweg D3 zu unserem Tagesziel Halberstadt.
D3 zwischen Neugattersleben und Hohenerxleben
Der Zustand des Fernradweg D3 war die reinste Katastrophe. Zwischen Neugattersleben und Hohenerxleben glich er einer Wasserlandschaft. Später zwischen Staßfurt und Halberstadt war er total zugewachsen (siehe Bild), so dass er effektiv unbefahrbar war.
Kurz vor Hohenerxleben führt der Radweg relativ steil zum Schloss Hohenerxleben hinauf. Wir sahen im Innenhof ein Café, also Zeit für eine kleine Pause. Leider hatten wir zu spät erkannt dass sich gerade kurz zuvor eine größere Gruppe Gäste eingefunden hatten, welche auch noch auf die Bedienung warteten. Diese "kleine" Pause kostete uns eine ¾ Stunde, die uns dann später fehlte.
Im weiteren Verlauf des Radweges D3 standen Unmengen an rotem Klatschmohn am Wegesrand. In Staßfurt war nach der Bode-Brücke der weitere Verlauf des D3 nicht erkennbar, so dass wir uns den Weg per Navi suchen mussten.
Zwischen Gänsefurth und Neu-Königsaue wurde es gebirgig. Der D3 führt hier über einen etwa 100 m hohen Hügel. Eigentlich kein Problem, doch Kondition meines Mitradlers (oder seiner Batterie?) war offensichtlich am Ende. Es war bereits ½ 18 Uhr als wir bei Schadeleben an dem berühmt berüchtigten Concordiasee vorbei kamen. Dieser See ist das Erbe einer früheren Braunkohlengrube. Am 18. Juli 2009 stürzte ein breiter Landstreifen in den künstlichen See und riss 3 Menschen in den Tod. Wir konnten von unserer Route aus die Unglücksstelle erkennen.
In Hedersleben passierte uns die nächste "Katastrophe". Wir verpassten die Abfahrt in Richtung Halberstadt und quälten uns eine ewig lang andauernde Steigung 60 m hoch. Nachdem die Straße ganz aus unserer Richtung führte schaute ich auf das Navi: oh Schreck! Wir haben uns verfahren! Umdrehen und den Hügel wieder hinunter rollen lassen. Dieser Fehler kostete uns nicht nur 20 Minuten, sondern auch einige Nerven.
Es war bereits ½ 19 Uhr und bis zum Hotel in Halberstadt lagen noch fast 20 km vor uns. Das Hotel Ambient Zuckerfabrik befand sich ausgerechnet am anderen Ende von Halberstadt. Man hatte schon fast nicht mehr mit unserer Ankunft gerechnet, nur wenige Minuten später wäre die Rezeption nicht mehr besetzt gewesen. Wir hatten Glück im Unglück! Wir konnten unsere Trikes unter einer Treppe im Hotel abstellen.
Wir hätten jetzt die Route für den nächsten Tag besprechen müssen, aber mein Mitradler verabschiedete sich für den Rest des Tages. Ich ging nach dem Duschen in das gegenüberliegende Restaurant Casablanca. Das Gebäude war einmal die Rübenwäsche der Zuckerfabrik. Von der "Erlebnisgastronomie" habe ich jedoch nichts bemerkt.
Wir waren 11 Stunden lang und 137 km weit unterwegs. Der Durchschnitt lag bei nur 12,9 km/h. Es war eine Strecke mit vielen Sehenswürdigkeiten, von denen wir leider nicht viel gesehen haben. Das Richtige wäre gewesen, diese Route auf zwei Tage aufzuteilen, aber dazu fehlte die Zeit, denn das Ende meines Urlaubs nahte.