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Überarbeitung: 30.11.2025

Zum Gipfel des Pico del Teide

Vorwort

Dies ist ein Bericht von einer extremen Wanderung während meines Bike-Urlaubs 2005 auf Teneriffa. Ich kann dies nur bedingt zur Nachahmung empfehlen. Die Gelegenheit dazu ergibt sich aber auch nur selten oder nie wieder.

Impressionen

Keine Genehmigung

März 2005: Für den dritten Urlaub auf Teneriffa im März 2005 hatte ich mir vorgenommen, endlich einmal den Gipfel des Teide zu besteigen. Mit der Drahtseilbahn "Teleferico" kann zwar jeder bis zur Bergstation (Bild 5) in der "La Rambleta", dem alten Krater mit etwa 800 m Durchmesser in 3550 Meter Höhe fahren. Aber für den weiteren Aufstieg zum Gipfel "El Pilon" des Pico de Teide (3718 Meter hoch) benötigte man eine schriftliche Genehmigung der Nationalpark Verwaltung. Und soweit mir bekannt war, wurden für jeden Tag nur maximal 150 Genehmigungen erteilt. Mit der hierzu notwendigen Ausweiskopie suchte ich die Geschäftsstelle der Nationalpark Verwaltung in Santa Cruz auf. Aber dort konnte ich nur erfahren, dass wegen Eis und Schnee keine Genehmigungen ausgestellt werden. Weitere Fragen wurden von der nicht besonders freundlichen Dame mit der Bemerkung, ob ich denn nicht lesen könne, abgewehrt. Pech gehabt!

Jetzt erst recht!

Wenn ich schon nicht zum Gipfel durfte, dann wollte ich wenigstens nur mit der Seilbahn hinauf bis zur La Rambleta fahren - auch wenn das ganz unsportlich wäre. Ich bin extra früh aufgestanden, um den laut Berichten oft sehr langen Warteschlangen vor der Seilbahn zuvor zu kommen. Doch welch eine Enttäuschung: nicht die kleinste Spur einer Warteschlange, denn die Seilbahn war gar nicht in Betrieb! Jetzt wurde mir so langsam klar, warum man mir keine Genehmigung ausstellen wollte - ich brauchte keine!

Nach dem ganzen Aufwand wollte ich jetzt erst recht hinauf! Ich erinnerte mich, in einem Reiseführer gelesen zu haben, dass man den gesamten Aufstieg in vier Stunden zu Fuß schaffen könne. Also nichts wie los! Winddichte Kleidung, Handschuhe, Trekking-Schuhe und starke Sonnencreme hatte ich dabei ...

Der Aufstieg

Vom kleinen Parkplatz, der in 2300 m Höhe etwa 2,5 km östlich entfernt von der Seilbahn liegt, ging ich um etwa 9:20 Uhr los. Schon nach etwa 2,5 km konnte ich vor lauter Schnee den Verlauf des Weges nicht mehr erkennen. Die Schilder mit der Bitte, den Weg nicht zu verlassen waren unter diesen Bedingungen ein Hohn. Welchen Weg? Im Schnee waren Spuren von anderen Wanderern zu sehen. Ich war wohl nicht der Erste mit dieser Idee !?

Nach etwa 3,5 km (in 2750 m Höhe) habe ich erst einmal den eigentlichen Aufstiegsweg verpasst. Die Spuren im Schnee führten nicht zum Gipfel des Pico del Teide sondern zum Montana Blanca. Der "richtige" Weg führte über gefrorenem Schnee extrem steil nach oben. Der gemütliche Teil der Wanderung war somit vorbei! Ein Schild an dieser Stelle warnte vor den Gefahren. Aber wer schon so weit gelaufen ist ...

12:10 Uhr: Nach etwa 5,5 km erreiche ich in 3250 m Höhe die Hütte Refugio de Altavista. Sie war geschlossen und kein Mensch war zu sehen. Also weiter! Die dünne Luft machte sich immer stärker bemerkbar. Ich musste etwa alle 10 Meter eine kurze Verschnaufpause einlegen, damit sich mein Puls wieder etwas beruhigte. Der Blick nach oben zeigte immer das gleiche enttäuschende Bild: der Gipfel des Teide war immer noch nicht zu sehen. Und keine Antwort auf die Frage, wie weit es noch ist. Auch die vom Navi angezeigten Werte für Position und Höhe versprechen kein schnelles Ende der Qualen. Nach etwa einem weiteren Kilometer kam ich zum Aussichtspunkt Mirador Fortaleza (3550 m). Bis hierhin darf jeder Seilbahn-Tourist gehen. Aber es herrschte hier absolute Ruhe und die gigantische Aussicht gehörte mir ganz alleine.

Jetzt war es etwa 12:30 Uhr. Bis zum Gipfel des Teide fehlen noch immer mehr als 150 Meter. Es war kein Weg und kein Wegweiser erkennbar, so dass ich einfach den direkten Weg durch ein Schneefeld nahm. Den treppenartigen Fußspuren nach war ich offensichtlich auch nicht der Erste. Nach einer Weile kamen mir zwei Wanderer entgegen. Sie waren bereits am Gipfel! Wir wechseln ein paar Worte. Mit frischen Mut klettere ich weiter. Auf dem weiterem Weg wurde mir meine Abenteuerlust dann etwas unheimlich. Ich musste ein relativ steiles Geröllfeld durchqueren und hatte dabei nur einen Gedanken: Jetzt nur keinen unüberlegten Schritt machen und ins Rutschen kommen! Ich kroch auf allen Vieren weiter, auch wenn es unsportlich war. Dabei habe ich jeden Stein zweimal angesehen, bevor er mit mir davon rollen würde!

Endlich erreichte ich den ausgebauten Weg, der von der Seilbahnstation zum Gipfel führt. Die Sonne hatte hier schon ganze Arbeit geleistet und den Schnee weg getaut. (Bild 4) Das hätte ich bequemer haben können ...

Am Gipfel

13:15 Uhr: Endlich oben! Der erste Blick in den Krater war enttäuschend. Ich musste dem austretenden Schwefeldampf aus dem Wege gehen (siehe die gelb-grünlichen Schwaden in Bild 6). Aber die Aussicht (siehe Bild 7) war unbeschreiblich! Ein Gefühl des Stolzes kam in mir hoch: jetzt gehörte zum Kreis der 'Teide-Bezwinger'. Die Kamera war pausenlos im Einsatz, denn ich musste die Stimmung irgenwie 'konservieren'.

What goes up - must come down ...

Was 'rauf geht - muss wieder 'runter kommen


Nach etwa einer halben Stunde am Gipfel wurde es Zeit an den Abstieg zu denken. Da ich nicht wieder durch das Geröllfeld gehen wollte, wählte ich den Weg zur Seilbahn. Das heißt, soweit dieser auf Grund des vielen Schnees überhaupt zu erkennen war. Diese Entscheidung erwies sich später als ein großer Fehler: Von der Seilbahn aus war es auf Grund des Schnees noch schwieriger wieder zum Mirador Fortaleza, bzw. zum Aufstiegsweg zurück zu finden. Es waren keine Wege und Hinweisschilder zu erkennen, und die direkte Sicht war durch Felsen versperrt. Ich ging deshalb einfach in die vermutete 'richtige' Richtung. Dummerweise war die Position des Mirador Fortaleza nicht in meinem Navi gespeichert.

Jeder Schritt auf dem eisigen Schnee erforderte größte Vorsicht, um nicht jedesmal bis zu den Oberschenkeln einzubrechen, oder - schlimmer noch - ins Rutschen zu kommen und so die Kleidung und mehr zu zerfetzen (siehe Bild 8). Oberhalb der Hütte Refugio de Altavista kam ich endlich wieder auf dem Aufstiegsweg. Hier begegnete ich einen jungen Spanier, der mit seinem kleinen Hund offensichtlich kurz nach mir aufgestiegen war. Wir konnten uns mehr schlecht als recht verständigen, blieben aber den ganzen Weg hinunter zusammen.

Je tiefer wir kamen, desto sulziger wurde der Schnee. Ich sank ständig bis zu den Knien ein. Jetzt hätte man ein Snowboard dabei haben sollen und einfach hinunter surfen können! Aber wozu hatte ich den meine wasserdichte Regenhose an? Also habe ich mich einfach auf dem Hosenboden gesetzt, Beine hoch und hinunter gerutscht. Das war ein relativ effektives Abwärtskommen. Nur mit dem Steuern wollte es nicht wirklich klappen. Die Bahn führte ständig in Richtung Lavagestein, was meinen Hosenboden aufschlitzen würde ...

Schon fast unten kam uns ein junger Deutscher entgegen. Er wollte bis zur Hütte Refugio de Altavista aufsteigen. Ich erklärte ihm, dass die Hütte zur Zeit geschlossen ist und dass er die Hütte vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichen würde. Er ging trotzdem weiter, obwohl er keine geeignete Ausrüstung dabei hatte. Mir ging dabei durch den Kopf, dass ich bereits sehr leichtsinnig war, aber das war der Wahnsinn!

Der gesamte Abstieg hatte etwa 2 Stunden gedauert. Abends war ich auf Grund der extremen Anstrengung so müde, dass mir schon während des Abendessens die Augen zufallen wollten. Meine Schuhe waren erst am übernächsten Tag wieder trocken.

Fazit

Es war ein unbeschreibliches Erlebnis, ganz allein auf dem höchsten Punkt weit und breit zu sein und eine Aussicht wie aus einem Airliner zu genießen. Auch ein wenig Stolz war dabei, denn unter diesen Bedingungen ist das Erlebnis nur wenigen vorbehalten. Es war eine Herausforderung an die körperliche Leistungsfähigkeit.

Wer die Wanderung plant, sollte unbedingt beachten, dass diese nur bei sicheren Wetterbedingungen (keine Wolken, kein Sturm), entsprechend guter körperlicher Fitness, sowie der hierfür passenden Ausrüstung (wind- und wasserdichte Kleidung und Schuhe, Handschuhe, Sonnenschutz!) zu empfehlen ist. Vor allem sollte man sich vor der Überschätzung der eigenen körperlichen Leistungsfähigkeit schützen. Im Teide Nationalpark stehen nicht ohne Grund große Tafeln auf denen neben vielen Verboten auch vor den Risiken des Teide-Aufstiegs gewarnt wird. Sie sind leider nur in spanischer und englischer Sprache. Hier meine Übersetzung:

Empfehlungen: Dies ist ein Hochgebirgs Park mit extremen klimatischen Bedingungen und gefährlichen Zonen: höchste Sicherheitsanforderungen, besonders im Winter. Verlasse nicht die Fußpfade und Wege. Nimm bei allen Wanderungen Wasser mit. Schütze dich vor der Sonne mit einem Hut und Sonnenkreme. Die Besteigung des Pico ist nicht zu empfehlen für Personen mit Kreislaufproblemen. Trage geeignete Schuhe. Warme Garmaschen werden stets empfohlen. Lasse dich vom Parkpersonal über den Zustand der Fußpfade beraten.


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